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© MThelen / Urheber ist Datenquelle (Bank, Red. etc.)

Frankfurt 14.10.2011 –– Der Garantiezins für Kapitallebens- und Rentenversicherungen sinkt zum 1. Januar 2012 von 2,25 auf dann 1,75 Prozent. Für die Branche ist diese Entscheidung des Gesetzgebers ein willkommener Anlass, die Werbetrommel zu rühren. Denn nur wer in diesem Jahr eine solche Police abschließt, kann sich die höhere Mindestverzinsung für die gesamte Dauer der Laufzeit sichern. Doch lohnt sich das? Der Vergleich mit Sparangeboten von Banken in Kombination mit Risikolebensversicherungen zeigt: Es gibt rentablere Alternativen.

Lebensversicherungen erfreuen sich in Deutschland ungeheurer Beliebtheit: Mehr als 90 Millionen solcher Policen wurden nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) abgeschlossen. Statistisch betrachtet, hat also jeder Bundesbürger vom Säugling bis zum Greis eine solche Versicherung. Diese hohe Akzeptanz in der Bevölkerung mag damit zu tun haben, dass diese Altersvorsorge in den vergangenen Jahren stark beworben wurde. Verkaufsargumente waren die Kombination aus Familienabsicherung und Altersvorsorge sowie die (zuweilen) hohe Rendite bei hoher Sicherheit. Auch die Hinweise auf Vorteile bei der Besteuerung waren der Versicherungslobby immer einen Hinweis wert.

Weniger Verkaufsargumente für Versicherer

Mehrere dieser Argumente gelten so nicht mehr. So ist die durchschnittliche Nettoverzinsung der Kapitalanlagen deutlich gesunken: von rund sieben Prozent in den Jahren 1990 bis 2000 auf inzwischen 4,27 Prozent, wie beim GdV nachzulesen ist. Auch die Steuerfreiheit der Erträge wurde zum Teil zurückgenommen. Seit dem 1. Januar 2005 ist nur noch die Hälfte der Erträge und nicht mehr die ganze Summe steuerfrei; die andere Hälfte ist mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern. Selbst das setzt voraus, dass der Vertrag mindestens zwölf Jahre läuft, wenigstens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt werden und der Todesfallschutz sich auf mindestens 60 Prozent der Beitragssumme beläuft.

Überschussbeteiligungen sind nur Prognosen

Trotz der niedrigeren Erträge wird oft die Rendite von Lebensversicherungen ins Feld geführt. Schließlich könne sich eine Verzinsung von vier Prozent sehen lassen, wenn sichere zehnjährige Bundesanleihen nur rund zwei Prozent im Jahr bringen, so das Argument. Doch wer so vorgeht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Denn während Bundesanleihen, aber auch festverzinsliche Angebote von Banken die ausgewiesenen Zinsen auf jeden Fall zahlen, enthalten die Renditeprognosen der Lebensversicherer die Überschussbeteiligungen. Diese haben jedoch lediglich den Wert einer unverbindlichen Prognose, sodass sich die Versicherten darauf nicht verlassen können.
Wer die Renditen von Bankangeboten mit denen von Lebensversicherungen vergleichen will, sollte sinnvoller Weise nur die Verzinsung verwenden, die er mit Sicherheit erhält – das ist der Garantiezins. Was vielen Verbrauchern nicht bekannt ist: Der Garantiezins (wie auch die Nettoverzinsung) bezieht sich nicht auf die eingezahlten Beiträge, sondern auf den Sparanteil – und dieser fällt deutlich geringer aus als der vom Versicherten gezahlte Beitrag.

Kosten für Versicherer drücken den Sparanteil

Der Grund für die Diskrepanz liegt darin, dass bei einer Kapitallebensversicherung davon die Prämien für die Absicherung der Risiken sowie die Kosten für Vertrieb und Verwaltung abgezogen werden. Wie hoch deren Anteil genau ist, müssen die Gesellschaften den Versicherten nicht mitteilen, wenn der Vertrag vor dem 1. Juli 2008 abgeschlossen wurde. Verbraucherschützer nennen Anteile von 20 bis 40 Prozent. Der Bund der Versicherten geht davon aus, dass der aktuelle Garantiezins von 2,25 Prozent, bezogen auf den gezahlten Gesamtbetrag, bei langlaufenden Verträgen faktisch zwischen unter einem Prozent und etwa zwei Prozent liegt.

Garantiezins bezogen auf Beiträge kann sogar negativ werden

Diese Einschätzung ist durchaus realistisch, wie Angaben der Versicherer selbst zeigen. Recherchen der FMH-Finanzberatung haben sogar ergeben, dass die garantierte jährliche Rendite bei einer kürzeren Laufzeit von zwölf Jahren faktisch null betragen beziehungsweise leicht negativ werden kann. So zahlt ein 35-jähriger Mann bei der Allianz bei einem Standardtarif 50.232 Euro ein, während ihm das Unternehmen lediglich die Auszahlung von 50.000 Euro garantiert. Das bedeutet: Der Garantiezins kommt dem Kunden gar nicht zugute. Selbst bei der Cosmos Direkt schmilzt die garantierte jährliche Verzinsung von 2,25 Prozent auf eine Rendite von 0,95 Prozent ab, wenn man sie auf die gezahlten Beiträge bezieht. Erst wenn man den Prognosen der Versicherung Glauben schenken will, erreicht man eine Rendite von 4,17 Prozent vor Steuern.

Im Vergleich dazu schneiden die Angebote von Banken deutlich besser ab. Wer den monatlichen Beitrag, den er der Allianz überweisen würde, nach Abzug der Ausgaben für eine Risikolebens-versicherung (3,21 Euro im Monat) auf einen Ansparplan der Deutschen Bank zahlen würde, der hätte nach zwölf Jahren ein Guthaben von 58.896 Euro auf dem Konto. Das entspricht einem garantierten Kapitalzuwachs von 8.664 Euro auf die insgesamt aufgewendete Summe von 50.232 Euro – das sind 2,60 Prozent vor Steuer und ist deutlich mehr ein als garantiertes Nullwachstum!

Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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