Forward-Darlehen in der Corona-Krise: Dahrlehensnehmer sollten sich ruhig mit dem Thema beschäftigen.
Forward-Darlehen in der Corona-Krise: Dahrlehensnehmer sollten sich ruhig mit dem Thema beschäftigen. © Zarya Maxim / Adobe Stock

Frankfurt 16.06.2020 –– Eine lange Zinsbindung schafft Planungssicherheit. Früher oder später stellt sich aber für fast jeden Hauskäufer die Frage nach einer Anschlussfinanzierung. Wer sich für ein Forward-Darlehen interessiert, muss in der Corona-Krise allerdings schwierige Entscheidungen treffen.

Wer ein Haus baut oder kauft, hat nur sehr begrenzten Einfluss auf den Zeitpunkt, in dem er das Darlehen unterschreibt. Steht der Termin bei Notar und Bank erst einmal fest, sind die Würfel gefallen: Und der Zinssatz steht für die Zeit der vereinbarten Zinsbindung, mindestens aber für zehn Jahre fest.
Theoretisch könnten Kunden zwar überlegen, ob sie das Kaufangebot ausschlagen oder zumindest aushandeln, die Kaufpreiszahlung solange hinauszuschieben, bis der Zins (noch) günstiger ist. In der Regel werden sich die potenziellen Vertragspartner darauf aber nicht einlassen – abgesehen davon, dass niemand mit Gewissheit sagen kann, wie (und wann) sich der Zins der Zukunft entwickelt.

Corona-Krise beeinflusst auch den Zins

Nehmen wir die aktuelle Situation.

Eigentlich hätte man denken können, dass die Niedrigzinsen von März sich länger halten: Deutschland hat die erste Phase der Corona-Krise gut bewältigt und seinen Ruf als sicheres Anlageland verteidigt – auch wenn (oder gerade weil) der Staat immense Summen in die Hand genommen hat, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen – von günstigen Darlehen für Krisenopfer bis zur Staatshilfe für die Lufthansa hat man kaum ein Förderinstrument ausgelassen.

Ebenfalls für niedrige Zinsen spricht, dass die EZB ihre Anleihenkäufe wieder ausgeweitet hat. Zudem plant auch die EU-Kommission ein milliardenschweres Hilfsprogramm, um die Folgen der Krise zu mildern. Geld, so scheint es, spielt derzeit keine Rolle.

Was höhere Staatsschulden für die Anschlussfinanzierung bedeuten

Die neue Lockerheit beim Schuldenmachen hat allerdings auch Schattenseiten. Das zeigt nicht zuletzt die Zinsentwicklung. So hat etwa der erhöhte Kreditbedarf des deutschen Staates die Renditen der Bundesanleihe leicht erhöht, weil Investoren ihr Geld in anderen EU-Staaten rentabler anlegen konnten. Niemand gibt sich freiwillig mit minus 0,5 Prozent für deutsche Staatsanleihen zufrieden, wenn er in Italien 1,75 Prozent Rendite bekommen kann – und das, dank des EZB-Engagements sogar einigermaßen sicher. Dementsprechend wandten sich einige Investoren von Deutschland ab – und schon steigt die Rendite der Staatspapiere um etwa 0,2 Prozentpunkte und verteuert indirekt die Darlehen für Immobilienkäufer.
Das ist zwar kein Drama, ist aber ein Faktor für alle, die derzeit ein günstiges Darlehen suchen. Auch, Eigentümer, bei denen auf absehbare Zeit eine Anschlussfinanzierung ins Haus steht, weil ihre Zinsbindung endet, stellen vielfach die Frage, ob der Abschluss eines Forward-Darlehens nun sinnvoll ist.

Die Antwort darauf ist von zwei Faktoren abhängig. Erstens: Steigt der Zinssatz weiter? Und zweitens: Wird der Zinssatz, sollte er wirklich steigen, am Ende höher sein, dass der Aufschlag, den Kunden für die Bereitstellung eines Forward-Darlehens zahlen müssen?

Mögliche Szenarien für eine Anschlussfinanzierung

Verlässliche Antworten darauf kann – gerade in Zeiten der Pandemie – niemand geben. Hilfreich für die Entscheidung über ein Anschlussfinanzierung ist es aber, sich mögliche Szenarien zu betrachten.

Fakt ist: Deutschland braucht Geld. Viel Geld. Und das muss sich die Bundesrepublik am Kapitalmarkt beschaffen. Zurzeit ist es zwar so, dass Anleger beim deutschen Staat (noch) keine Zinsen bekommen, sondern sogar bezahlen müssen, um ihr Geld in Bundesanleihen zu investieren.
Es ist aber gut möglich, dass Anleger, wie bereits gesehen, nach Alternativen innerhalb von Europa suchen. Dann wäre es denkbar, dass der Zins der Bundesanleihe sich langsam der Nullprozentmarke annähert. Das wäre gleichbedeutend mit einer Erhöhung des Zinssatzes von (weiteren) 0,3 Prozentpunkten.

Steigende Zinsen machen Forward-Darlehen überlegenswert

Was bedeutet das für die Anschlussfinanzierung?

Aktuell kostet der Aufschlag für ein Forward-Darlehen Forward für zwölf Monate im Durchschnitt 0,06 Prozentpunkte, für eine doppelt zu lange Laufzeit fallen 0,29 Prozentpunkte an.


Aufschlag 12/24 Monate Forward-Darlehen 2018 bis 2020
© FMH Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Für Kunden, deren Zinsbindung in den nächsten eins bis zwei Jahren ausläuft, bedeutet das: Ein Forward-Darlehen würde sich lohnen, wenn die extreme Neuverschuldung des Bundes und vieler anderer europäischer Staaten tatsächlich die Zinsen steigen ließe.

Doch wird das der Fall sein? Unter normalen Umständen würde man sagen ja. Aber normal ist derzeit gar nichts. Wer hätte etwa gedacht, dass gerade einmal zwei Monaten, nachdem die Börsen im Zuge der Corona-Krise einen historischen Absturz erlebten, die Verluste schon wieder so gut wie ausgeglichen sind? Ähnliche Überraschungen können uns durchaus auch in Sachen Zinsen erwarten: Es ist so viel Geld auf dem Markt, dass es sehr schwierig ist, langfristige Überlegungen anzustellen.

Vorsichtige Empfehlung in Sachen Anschlussfinanzierung

Eine Empfehlung ist aber in jedem Fall richtig: Wer das Ende der Zinsbindung vor Augen hat, kann und muss sich mit dem Thema Forward-Darlehen beschäftigen und unterschiedliche Szenarien durchkalkulieren. Auch kann es nicht schaden, bei der finanzierenden Bank zumindest mal ein Angebot für eine Anschlussfinanzierung einzuholen und dieses dann mit den Angeboten anderer Banken zu vergleichen.

Kann eine andere Bank das Angebot des ursprünglichen Geldgebers für ein Forward-Darlehen toppen, steht zwar eine Menge Arbeit an, da Kunden für einen Wechsel die kompletten Beleihungs- und Bonitätsunterlagen zusammensammeln müssen. Für ein paar Tausend Euro Ersparnis kann sich diese Mühe aber durchaus lohnen.

» Entscheidungshilfen auch in schwierigen Zeiten bietet zudem der FMH-Forward-Rechner.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
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