Geldhahn

Frankfurt 22.03.2012 –– Mario Draghis Dreh an der Geldschraube wirkt Wunder: Mit einer guten Billion (!) Euro hat der EZB-Präsident nicht nur den angeschlagenen Euro-Staaten Zeit gekauft, sondern auch nervöse Banker ruhig gestellt. Klares Indiz für das wachsende gegenseitige Vertrauen der Finanzbranche ist der sinkende Euribor – der Zinssatz, zu dem sich Banken Geld leihen. Die Zinsen für variable Kredite, die etwa an den 3-Monats-Euribor gekoppelt sind, müssen daher bald sinken. Kreditnehmer sollten darauf achten, ob ihre Bank sich daran hält.

Mit zwei gigantischen Milliarden-Tranchen stützt die Europäische Zentralbank die klammen Staaten Südeuropas. Um dem Vorwurf der nicht erlaubten (direkten) Staatsfinanzierung zu umgehen, pumpt die EZB mehr als 1.000 Milliarden Euro in die Geldhäuser der Euro-Zone – zum jeweils aktuellen Leitzins von derzeit einem Prozent und für eine Laufzeit von bis zu drei Jahren. Die Hoffnung: Damit sollen die Banker Staatsanleihen dieser Staaten kaufen und durch diese Nachfrage deren Zinsen drücken.

EZB senkt Ansprüche an Banksicherheiten

Das funktioniert auch, wie etwa die fallende Rendite etwa italienischer Staats-Bonds zeigt. Faktisch handelt es sich aber um eine sehr zweifelhafte Angelegenheit. Denn: Um an das Geld der EZB zu kommen, müssen die Banken Sicherheiten bei der EZB hinterlegen. Da jedoch manche Banken, vor allem aus Griechenland, Portugal oder Spanien, selbst im Visier der Märkte stehen und kaum noch Sicherheiten bieten können, die früheren Ansprüchen genügen, hat die EZB die Anforderungen zum Teil drastisch gelockert.

Ein Schneeball-System?

Die „Lösung“ des Problems: Nun begeben etliche dieser Banken eigene Anleihen, die sie als Sicherheit an die EZB geben, damit sie von der Notenbank Geld bekommen. Für diese Bankanleihen bürgen ausgerechnet die (angeschlagenen) Länder, deren Staatsanleihen die Banken mit dem frischen EZB-Geld kaufen sollen. Das bedeutet: Der Sieche (Staat) stützt den Kranken (Bank), damit der Kranke den Siechen stützt – das erinnert schwer an ein Schneeball-System. Sollten in den Krisenstaaten Banken pleite gehen, dürfte die EZB Probleme haben, an ihr Geld zu kommen.

Euribor ist in freiem Fall

Doch derzeit kümmert dies kaum jemand – im Gegenteil. Die mit Euros vollgestopften Banken machen bei Sollzinsen von einem Prozent und fünf Prozent für Südeuropa-Bonds ein gutes Geschäft. Zudem haben sie ein paar hübsche Milliardchen über, um in den Aktien- und Rohstoffmärkten anzulegen und diese nach oben zu treiben. Das hebt nicht nur die Stimmung unter den Anlegern, sondern entspannt auch die Finanzbranche. So befindet sich der Drei-Monats-Euribor als der Zins, zu dem sich die Banken für diese Dauer Geld leihen, im freien Fall – und zwar von 1,6 auf aktuell 0,86 Prozent.

Variabler Kredit? Dann sinken die Zinsen!

Vom Absturz des Euribor profitieren Kreditnehmer, deren Verträge an die Entwicklung dieses Zinssatzes gekoppelt sind. Dies ist etwa bei variablen Hypothekendarlehen der Fall, deren Zinssatz sich auf den Drei-Monats-Euribor bezieht. Wer einen an den Euribor gekoppelten Dispokredit nutzt, darf in Kürze ebenfalls mit geringeren Zinsen rechnen. Die Zinsen solcher Verträge werden oft im letzten Monat des Quartals angepasst. Kreditnehmer sollten daher darauf achten, ob die Bank den Einbruch des Drei-Monats-Euribor weitergibt. Den aktuellen Stand des Euribor finden Sie auf der FMH-IndeX Seite.

Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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