Bausparkassen ködern Kunden
Noch immer ködern Bausparkassen Kunden mit angeblicher Flexibilität © beeboys / Adobe Stock

Frankfurt 30.10.2018 –– Trau, schau wem: Diesen Rat sollten sich Bausparer mehr denn je zu Herzen nehmen. Denn um sich in schweren Zeiten über Wasser zu halten, kämpfen die Anbieter oft mit harten Bandagen – zum Schaden der Kunden.

Lange wiesen Vetriebler potenzielle Bausparkunden im Verkaufsgespräch darauf hin, dass sie ihren Vertrag quasi nach Gutdünken besparen könnten. Dass in den Allgemeinen Bausparbedingungen (ABB) aber eine verbindliche Quote, die sogenannte Regelsparrate, vermerkt ist, fiel dabei unter den Tisch. Und so schlossen viele Sparer ihre Verträge in dem Bewusstsein ab, dass sie in guten Zeiten hohe Summen einzahlen und in schlechteren Phasen pausieren können.

Die fetten Jahre sind lange vorbei

Eine Weile funktionierte dieses System sogar. Dann aber begann die Niedrigzinsphase und die Kassen bemerkten, wie teuer sie die hohen Guthabenzinsen bei Altverträgen zu stehen kommen – vor allem, wenn Kunden mehr einzahlen, als gedacht. Viele Anbieter reagierten prompt und pochten darauf, dass die Verträge nur noch so bespart werden dürften, wie in den ABB vorgesehen. Also ohne Ausreißer nach oben oder unten.

Wer nun allerdings meint, dass auch der Vertrieb sich auf diese Wendung einstellt hat, der irrt. Die Verbraucherschützer von Finanztest haben gerade erst darauf hingewiesen, dass das Gros der Bausparkassen in den Angeboten immer noch so rechnet, als existierten keine Besparungsvorgaben in den ABB. Zwar gibt es auch löbliche Ausnahmen, wie die BHW-Bausparkasse oder die Deutsche Bank Bauspar AG, die Berechnungen analog der Regelbesparung erstellen. Die meisten Kassen aber legen über ihre Musterberchnungen noch immer den vom Kunden gewünschten Filter und verweisen lediglich knapp darauf, dass es sich um eine Musterberechnung und nicht um garantierte Werte handelt.

Hypothekenzinsen und Bausparzinsen seit 1998
© FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung

Ist der Ruf erst ruiniert…

Nun könnte man einwenden, dass die Branchen in den vergangenen Jahren so viel Vertrauen verspielt hat, dass ihren Versprechungen ohnehin kaum noch jemand vertraut. Das aber wäre zu kurz gesprungen. Denn noch immer gibt es Millionen argloser Bausparer, die den Verheißungen der Bausparkassen Glauben schenken.

Deshalb nimmt die FMH-Finanzberatung in ihrem Bausparkassen-Vergleich stets nur die Regelsparrate als Besparungsmöglichkeit an. Diese weicht zwar oft extrem von den Angebotsrechnungen der Bauspar-Vertreter ab. Wir finden es aber wichtig, dass der Kunde vor Vertragsschluss nicht nur das Best-Case-Szenario kennt, sondern auch weiß, was im schlimmsten Fall auf ihn zukommt.

Für den einen oder anderen Interessenten sind die Ergebnisse ein Schock. Einigen, die unsere Zahlen hinterfragt haben, haben wir deshalb bereits empfohlen, sich von der Bausparkasse schriftlich zusagen zu lassen, dass sie ihren Vertrag auch anders besparen dürfen, als in den ABB vorgesehen. Allerdings sind nur die wenigsten Bausparkassen zu einer solchen Zusicherung bereit. Und von der Aufsicht genehmigt ist der Tarif ohnehin nur analog den Angaben in den ABB.

Ein bisschen Argwohn schadet nicht

Besonders unschön ist es, wenn ein Sparer den Angaben des Vertreters vertraut hat, seinen Bausparvertrag abweichend von der Regelsparrate bespart und diesen zur Ablösung einer Hypothek in zehn oder 15 Jahren einsetzen will. Wenn dieser Sparer nun seine Quote nach oben oder unten anpassen muss, um den Vorgaben der Bausparkasse zu entsprechen, bedeutet das oft, dass die Zuteilung des Vertrages nicht am Ende der Zinsbindung erfolgen kann, sondern erst ein paar Monate später. Der Kunde zahlt dann für diesen Zeitraum höhere Anschlusszinsen. Kein Drama, aber ärgerlich – zumal sich dadurch die gesamten Finanzierungskosten erhöhen.

Unser Fazit: Eine gesunde Skepsis gegenüber dem Anbieter von Finanzprodukten ist gerade in Zeiten niedriger Zinsen wichtig. Doch auch wenn die Zinsen wieder steigen, sollten Verbraucher versuchen, aus ihrer Filterblase auszubrechen. Dass gilt nicht zuletzt gegenüber den Bausparkassen, deren Geschäftsmodell und Ruf unter den Spätfolgen der Niedrigzinsphase wohl noch lange leiden wird.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
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