Bester Dispo-Zins 2011

Dass ein wirklich gutes Girokonto ohne Kontoführungsentgelte angeboten wird, versteht sich schon fast von selbst. Folglich kamen in die Auswertung nur Anbieter ohne KOntogebühr, mit geringen Dispozinsen, möglichst hohen Guthabenszinsen und auch mit niedriger Kreditkartengebühr.

Handelsblatt Nr. 029 vom 10.02.2011 Seite 41

Deutsche Banken langen beim Dispo-Zins kräftig zu

Die Sätze liegen 25 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.Kunden bleibt vorerst nur der Anbieterwechsel.

Jens Hagen Düsseldorf
Österreichs Bankkunden können sich glücklich schätzen. Wer in der Alpenrepublik sein Konto überzieht, zahlt im Schnitt knapp halb so viel wie in Deutschland. Auch Italiener, Belgier, Slowenen und Finnen zahlen zwischen 2,5 Prozent und 3,8 Prozent weniger. Im Vergleich zum gesamten Euro-Raum liegen die Sätze hierzulande knapp 25 Prozent über dem Schnitt der EU.

Seit der Finanzkrise haben die Banken den Dispo als Einnahmequelle entdeckt. Wer sein Konto überzieht, muss im Schnitt aktuell 11,3 Prozent Zinsen zahlen. Eine Untersuchung der Finanzberatung FMH für das Handelsblatt zeigt: Die Differenz der Dispo-Sätze zu den fünf Referenzzinssätzen EZB-Leitzins, Euribor, Spareckzins Tages- oder Festgeld ist in den vergangenen zehn Jahren um zwei bis vier Prozentpunkte gestiegen. “Die Margen stiegen rasant”, sagt FMH-Inhaber Max Herbst .

Andere Länder haben längst Obergrenzen eingeführt.

Nach seiner Analyse verlangen unter anderen die Commerzbank, Postbank, Targobank, Berliner Sparkasse, Berliner Volksbank, Frankfurter Sparkasse und die Sparkassen Münsterland-Ost aktuell mehr als 13 Prozent für die geduldete Überziehung.
DieBundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf, wie aus der Antwort auf eine Anfrage der SPD-Fraktion hervorgeht. Eine Deckelung der Zinsen sei nicht geplant, es gebe bereits den Grundsatz der Sittenwidrigkeit. Der sei erreicht, wenn die Sätze einer Bank den am Markt üblichen Durchschnittszins um hundert Prozent oder 12 Prozentpunkte übersteigen. “Demnach wäre die Wuchergrenze aktuell bei einem Zinssatz von mehr als 22 Prozent erreicht”, sagt Herbst.
Eine Untersuchung des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) und des ZEW zur Regulierung der Verbraucherkreditmärkte in Europa zeigt: In den Benelux-Ländern, Frankreich, Italien und Portugal gibt es bereits gesetzliche Grenzen bei den Zinsen für Kredite. In einer Umfrage der Institute unter Verbraucherschützern belegt Deutschland im europäischen Vergleich nur den vorletzten von fünf Plätzen. Nur Irland ist schlechter. “Wenig effektiv”, lautet das Urteil der Studie. “Eine Regulierung in Deutschland ist überfällig”, fordert Professor Udo Reifner vom IFF. Die Politik solle einen Referenzzins festlegen und maximale Abstände festlegen. Überziehungen via Dispo oder Kreditkarte sollten nur mit Zustimmung des Kunden erfolgen.
Da die Politik aber auf absehbare Zeit ausfällt, bleibt Kunden nur der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter. Es kommt aber nicht nur auf den Dispo an, ein Vergleich der FMH zeigt, welche Girokonten insgesamt günstig sind. Elf Institute bieten neben moderaten Dispo-Zinsen auch kostenfreie Kontoführung und Überweisungen. Das Sparpotenzial kann da schnell im dreistelligem Euro-Bereich liegen. Ein nicht zu verachtender Posten sind etwa die Ausgaben für die Kreditkarte. Im Vergleich verlangen Comdirect, DKB, ING-DiBa, PSD Berlin-Brandenburg und SKG-Bank dafür keine Gebühren.
Bei den Marktführern kosten Standardkarten meist 20 bis 30 Euro. Mit der Visa-Karte von der ING-DiBa, Comdirect und DKB lässt sich in der Euro-Zone oder weltweit gratis Bargeld am Automaten abheben. Bei der SKG-Bank ist das mit der Mastercard möglich, bei der Netbank immerhin fünf mal pro Monat.

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