Handelsblatt online vom 26.06.2015
Tagesgeld und Festgeld
Das Rendite-Paradox
Direktbanken sind eigentlich nicht gerade für ihre zurückhaltende Art bekannt. Auf den Internetseiten werben sie in großen Lettern für Ihre Finanzprodukte. Bei Zinskonten legen sie derzeit aber eine ungewohnte Bescheidenheit an den Tag.
Eine flinke Stichprobe von Handelsblatt Online zeigt: Kaum eine Bank wirbt mehr für ihre Tages- oder Festgelder. Weder die ING-DiBa (Girokonto), noch die netbank (Online-Kredit), DAB Bank (Girokonto) oder die 1822direkt (Girokonto, Depot, Ratenkredit). Lediglich die Consorsbank lässt sich nicht lumpen. Dort steht wie in manchen früheren Tagen: ‘1,00% für 12 Monate’.
Die Bescheidenheit hat einen Grund. Denn Tagesgeld lohnt für die meisten Banken kaum noch. Angesichts der Liquiditätsschwemme baden die Banken im Geld. Auf dem Zinsmarkt ist nichts mehr zu holen, alle relevanten Referenzzinsen liegen im negativen Bereich. Und auch die Neukunden lassen sich bei Sätzen von 0,02 bis 1,1 Prozent immer schwerer anlocken.
‘Die Hoffnung, dass die Zinsen in den nächsten Wochen stark ansteigen, dürfte vergebens sein’, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung. Zwar sind die Renditen für langfristige Anleihen oder Baugeld in den vergangenen Monaten nennenswert gestiegen. Im kurzfristigen Bereich tut sich aber weiterhin nichts.
‘Es gibt derzeit keine Spur von einer Zinswende’, sagt der Münchner Finanzierungsvermittler Kurt Neuwirth. Bei einer echten Trendwende müsste aus seiner Sicht die Konjunktur heiß laufen und der Kurzfristzins steigen, da die EZB versuchen würde, die Konjunktur mit höheren Zinsen zu bremsen. ‘Davon sind wir meilenweit entfernt’, sagt Neuwirth.
Sparer die hoffen, das Zinstal wäre bereits durchschritten und die Sätze für Tagesgelder würden allmählich wieder steigen wurden in den vergangenen Monaten eines Besseren belehrt. Seit April senkten 31 der 88 untersuchten Tagesgeldbanken ihre Zinsen. In der Spitze ging es um 0,2 Prozent runter.
Wo es noch gute Zinsen gibt
Einige Änderungen wirken dabei arg kleinkariert, etwa wenn die Commerzbank ihren Zins von 0,05 Prozent auf 0,03 Prozent anpasst. Andere Institute kürzen eher im Verborgenen. Etwa die ING-Diba, die ihre Grenze für Einlagen, die mit ein Prozent für Neukunden verzinst werden, von 250.000 Euro auf 100.000 Euro senkte. Für Beträge darüber gibt es nur 0,25 Prozent.
Nur eine Bank erhöhte ihre Zinsen. Seit Ende Mai erhöhte die Bank 11 den Zins von 0,6 auf 1,11 Prozent. Das Institut aus Neuss war offenbar in Feierlaune. Denn in der kleinen Stadt im Rheinland beginnt ebenso wie in den nahen Hochburgen Düsseldorf und Köln am 11.11. jedes Jahres die Karnevalssaison. Das täuscht die Sparer aber nicht darüber hinweg, dass die Bank nicht im Einlagensicherungsfonds der Privatbanken vertreten ist.
Sparer die jetzt denken, bei Festgeldern mit einer Laufzeit von zwei und drei Jahren wäre die Lage besser, werden ebenfalls enttäuscht. Die Auswertung zeigt: Seit April senkten 28 der 88 Anbieter ihre Zinsen. In der Spitze ging es um 0,7 Prozent runter. Aber es gibt auch Hoffnung: Acht Institute erhöhten ihre Sätze leicht. Bei der vom Staat gestützten IKB ging es um 0,2 Prozent auf 1,2 Prozent hoch.
Kein anderes Institut mit erweiterter deutscher Einlagensicherung erhöhte so stark wie die IKB. ‘Offenbar will die Bank Geld einsammeln’, sagt Herbst. Die von Umstrukturierungen bedrohte Postbank zeigt sich dagegen knauserig. Sie erhöhte lediglich um 0,02 Prozentpunkte auf 0,05 Prozent.
Sparer, die auf Nummer sicher gehen möchten, sollten sich von den zahlreichen Kürzungen nicht abschrecken lassen. Denn die Auswertung zeigt auch, wo es aktuell die höchsten Zinsen gibt. Bei zweijährigem Festgeld sind bis zu 1,3 Prozent bei erweiterter Einlagensicherung drin. Bei Tagesgeld 1,11 Prozent. ‘Da die Zinsen wahrscheinlich mittelfristig niedrig bleiben, können Sparer ohne Reue ein Festgeld-Konto wählen’, sagt Herbst, der weitere Zinssenkungen auch bei den gut verzinsten Tagesgeldkonten erwartet.
Direktbanken sind eigentlich nicht gerade für ihre zurückhaltende Art bekannt. Auf den Internetseiten werben sie in großen Lettern für Ihre Finanzprodukte. Bei Zinskonten legen sie derzeit aber eine ungewohnte Bescheidenheit an den Tag.
Eine flinke Stichprobe von Handelsblatt Online zeigt: Kaum eine Bank wirbt mehr für ihre Tages- oder Festgelder. Weder die ING-DiBa (Girokonto), noch die netbank (Online-Kredit), DAB Bank (Girokonto) oder die 1822direkt (Girokonto, Depot, Ratenkredit). Lediglich die Consorsbank lässt sich nicht lumpen. Dort steht wie in manchen früheren Tagen: ‘1,00% für 12 Monate’.
Die Bescheidenheit hat einen Grund. Denn Tagesgeld lohnt für die meisten Banken kaum noch. Angesichts der Liquiditätsschwemme baden die Banken im Geld. Auf dem Zinsmarkt ist nichts mehr zu holen, alle relevanten Referenzzinsen liegen im negativen Bereich. Und auch die Neukunden lassen sich bei Sätzen von 0,02 bis 1,1 Prozent immer schwerer anlocken.
‘Die Hoffnung, dass die Zinsen in den nächsten Wochen stark ansteigen, dürfte vergebens sein’, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung. Zwar sind die Renditen für langfristige Anleihen oder Baugeld in den vergangenen Monaten nennenswert gestiegen. Im kurzfristigen Bereich tut sich aber weiterhin nichts.
‘Es gibt derzeit keine Spur von einer Zinswende’, sagt der Münchner Finanzierungsvermittler Kurt Neuwirth. Bei einer echten Trendwende müsste aus seiner Sicht die Konjunktur heiß laufen und der Kurzfristzins steigen, da die EZB versuchen würde, die Konjunktur mit höheren Zinsen zu bremsen. ‘Davon sind wir meilenweit entfernt’, sagt Neuwirth.
Sparer die hoffen, das Zinstal wäre bereits durchschritten und die Sätze für Tagesgelder würden allmählich wieder steigen wurden in den vergangenen Monaten eines Besseren belehrt. Seit April senkten 31 der 88 untersuchten Tagesgeldbanken ihre Zinsen. In der Spitze ging es um 0,2 Prozent runter.
Wo es noch gute Zinsen gibt
Einige Änderungen wirken dabei arg kleinkariert, etwa wenn die Commerzbank ihren Zins von 0,05 Prozent auf 0,03 Prozent anpasst. Andere Institute kürzen eher im Verborgenen. Etwa die ING-Diba, die ihre Grenze für Einlagen, die mit ein Prozent für Neukunden verzinst werden, von 250.000 Euro auf 100.000 Euro senkte. Für Beträge darüber gibt es nur 0,25 Prozent.
Nur eine Bank erhöhte ihre Zinsen. Seit Ende Mai erhöhte die Bank 11 den Zins von 0,6 auf 1,11 Prozent. Das Institut aus Neuss war offenbar in Feierlaune. Denn in der kleinen Stadt im Rheinland beginnt ebenso wie in den nahen Hochburgen Düsseldorf und Köln am 11.11. jedes Jahres die Karnevalssaison. Das täuscht die Sparer aber nicht darüber hinweg, dass die Bank nicht im Einlagensicherungsfonds der Privatbanken vertreten ist.
Sparer die jetzt denken, bei Festgeldern mit einer Laufzeit von zwei und drei Jahren wäre die Lage besser, werden ebenfalls enttäuscht. Die Auswertung zeigt: Seit April senkten 28 der 88 Anbieter ihre Zinsen. In der Spitze ging es um 0,7 Prozent runter. Aber es gibt auch Hoffnung: Acht Institute erhöhten ihre Sätze leicht. Bei der vom Staat gestützten IKB ging es um 0,2 Prozent auf 1,2 Prozent hoch.
Kein anderes Institut mit erweiterter deutscher Einlagensicherung erhöhte so stark wie die IKB. ‘Offenbar will die Bank Geld einsammeln’, sagt Herbst. Die von Umstrukturierungen bedrohte Postbank zeigt sich dagegen knauserig. Sie erhöhte lediglich um 0,02 Prozentpunkte auf 0,05 Prozent.
Sparer, die auf Nummer sicher gehen möchten, sollten sich von den zahlreichen Kürzungen nicht abschrecken lassen. Denn die Auswertung zeigt auch, wo es aktuell die höchsten Zinsen gibt. Bei zweijährigem Festgeld sind bis zu 1,3 Prozent bei erweiterter Einlagensicherung drin. Bei Tagesgeld 1,11 Prozent. ‘Da die Zinsen wahrscheinlich mittelfristig niedrig bleiben, können Sparer ohne Reue ein Festgeld-Konto wählen’, sagt Herbst, der weitere Zinssenkungen auch bei den gut verzinsten Tagesgeldkonten erwartet.
Hagen, Jens