Handelsblatt online vom 25.01.2016
Wer braucht eigentlich noch Zinskonten?
Die Zinsen sind im Keller, einige Institute offerieren nur noch 0,01 Prozent. Ein Verbraucherschützer erklärt, warum Sparer jetzt trotzdem Tagesgelder abschließen sollten und was bei der Auswahl der Anbieter zu beachten ist.
Viel zu bieten haben die meisten Banker derzeit nicht mehr. Die Zinspolitik der Notenbanken ließ die Renditen für Tages-und Festgelder in den Keller fallen. Trotzdem sollten Sparer nicht resignieren, erklärt Verbraucherschützer Markus Feck im Interview. /// Herr Feck, Sparbücher, Tages- und Festgelder rentieren oft nicht mal mehr 0,1 Prozent. Welche Sparer sollten eigentlich solche Zinskonten noch abschließen? // . Die inzwischen schon Jahre andauernde Niedrigzinsphase stellt in der Tat insbesondere für sicherheitsorientierte Sparer ein Problem dar, weil die Habenzinsen oft unterhalb der Inflationsrate liegen und das Geld real gesehen an Wert verliert. Trotzdem bleibt insbesondere ein Tagesgeldkonto notwendig, da dieses aufgrund der Flexibilität ideal für die Liquiditätsreserve ist. Diese sollte idealerweise drei Nettogehälter umfassen, mindestens aber 5.000 Euro. /// Gibt es weitere Zielgruppen, für die Zinskonten interessant sind? // . Auch wer für kurzfristige Ziele sparen will kommt – trotz der niedrigen Zinsen – kaum am Tagesgeld oder am Sparbuch vorbei, da andere Sparformen entweder mit Risiken verbunden sind oder die notwendige Flexibilität nicht gegeben ist. Anders sieht es aus, wenn für mittel- und langfristige Ziele gespart wird. Hier sollten Anleger in der Tat auf andere, geeignete Produkte ausweichen. Welche Produkte in Frage kommen, hängt letztlich von den individuellen Zielen und Präferenzen des einzelnen Anlegers ab. /// Nicht alle Banken verzinsen nahe Null. Wie kommen eigentlich die enormen Spannen zustande – beim Tagesgeld variieren die Offerten für Neukunden zwischen 0,01 Prozent und 1,25 Prozent? // . Diese Differenz kann aus ganz unterschiedlichen Gründen zustande kommen. Beispielsweise nutzen einige Kreditinstitute das Tagesgeldkonto als Akquiseinstrument, um neue Kunden zu gewinnen und bieten daher Konditionen, die über dem Marktdurchschnitt liegen. /// Sind Direktbanken immer günstig? // . Direktbanken haben in der Regel eine günstigere Kostenstruktur als Filialbanken und können diesen Vorteil unter anderem dafür nutzen, höhere Zinsen bei Tagesgeldkonten anzubieten. Doch selbst bei einer identischen Kostenstruktur müssen die Tagesgeldkonditionen nicht identisch sein. Die einzelnen Kreditinstitute setzen unterschiedliche Schwerpunkte. So kann bei einem Anbieter der Zins beim Tagesgeldkonto höher sein, dafür könnte zum Beispiel die Kreditkarte, der Verbraucherkredit oder auch das Girokonto teurer sein. /// Lohnt bei den niedrigen Zinsen eigentlich ein Wechsel? Der Aufwand mit Postident, Online-Anmeldung und PinTan-Verfahren ist nicht ohne. // . Dies ist eine berechtige Frage, die der eine Verbraucher mit ja und der andere mit nein beantworten wird. Eine allgemeingültige Antwort gibt es hier nicht, da es letztlich auf die individuelle Bewertung durch den einzelnen Verbraucher ankommt. Wer sich beispielsweise für die Summe von 10.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto bei gleicher Sicherheit von 0,4 Prozent auf 1,0 Prozent verbessern kann, bekommt letztlich im Monat fünf Euro mehr Zinsen. Damit sind wir in einer Größenordnung, die an die Kosten für das Führen eines Girokontos erinnert. Genauso wie beim Girokonto erleben wir, dass einige Kunden aus Kostengründen wechseln, andere hingegen Wert auf die Filiale vor Ort legen. /// Wie können Kunden bei Tagesgeldern Lockvogel-Angebote identifizieren, die kurzzeitig hohe Zinsen bieten und danach wieder senken? // . Hier sollte man vor einem Abschluss auf jeden Fall einen detaillierten Blick auf die ‘Sternchen’ werfen. Diese bedeuten in der Regel Einschränkungen. So kann der höhere Zinssatz nur für eine bestimmte Summe oder einen bestimmten Zeitraum gelten. Diese ‘Sternchen’ können aber auch mit weitergehenden Verpflichtungen verbunden sein. Beispielsweise könnte die Eröffnung eines Tagesgeldkontos nur möglich sein, wenn man auch ein Wertpapierdepot eröffnet. Der Umkehrschluss, dass Tagesgeldkonditionen ohne einschränkende ‘Sternchen’ letztlich besser sind, wäre allerdings auch ein Trugschluss. Denn dann kann die Bank oder Sparkasse jederzeit die Zinsen für das Tagesgeldkonto senken.Wo das Geld sicher liegt /// Worauf sollten Sparer weiterhin achten? // . Anleger sollten auch beachten, dass höhere Zinsen auf Tagesgeldkonten auch andere Gründe haben könnten. Die Anlage könnte mit einem höheren Risiko verbunden sein. Beispielsweise könnte eine schlechtere Einlagensicherung gelten oder das Institut selbst befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. /// Wie können Kunden die Bonität der Institute nachprüfen? Welche Einlagensicherungssysteme empfehlen Sie? // . Bei der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung und den zusätzlichen Sicherungsmechanismen – wie zum Beispiel die Institutssicherung bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken – sehen wir aktuell kein Anlagerisiko. Bei einer Bank, die ihren Hauptsitz im Ausland hat, gilt nicht die deutsche Einlagensicherung, sondern die des entsprechenden Landes. Länder, für die das einheitliche europäische Einlagensicherungssystem gilt, haben grundsätzlich das gleiche Schutzniveau wie Deutschland. Vorausgesetzt, die Bank hat ihren Sitz in der EU und die Verbraucher haben ihr Geld auf einem Konto angelegt, das als sogenannte Einlage gilt. /// Was ist bei Auslandsbanken zu beachten? // . Anleger müssen sich bewusst sein, dass man im Ernstfall den Schriftverkehr mit einer Institution in einem anderen Land führen muss, um seinen Rechtsanspruch durchzusetzen – schlimmstenfalls in der Landessprache. Daher lohnt sich im Vorfeld ein Blick auf die Einlagensicherung. Hier hilft in der Regel ein Blick auf die Homepage der Bank. Dort sollte vermerkt sein, welches Sicherungssystem gilt. In jedem Fall gilt: Wenn man eine Bank nicht kennt oder ein schlechtes Gefühl hat, sollte man dort auch kein Geld anlegen. /// Verliert die Einlagensicherung deutscher Banken nach einer möglichen europäischen Fusion mit anderen Sicherungssystemen an Qualität? Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen Europas Banken von 2017 an schrittweise in einen gemeinsamen Topf einzahlen, der die Ersparnisse von Kunden im Fall einer Bankenpleite europaweit absichert. Ab 2024 soll dieser Topf bei der Pleite eines Geldhauses die Einlagen auf Konten und Sparbüchern in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde garantieren. // . Wenn die europäischen Institute den Topf auch tatsächlich füllen, sollte es auch keinen Qualitätsverlust geben. Mit einem erheblichen Vertrauensverlust bei den Kunden verbunden wäre ein bloßes Lippenbekenntnis der Institute, im Falle einer Insolvenz in den Topf einzuzahlen. Das Geld muss unabhängig von einer Insolvenz in den Topf fließen. /// Wie bewerten Sie Angebote von Vermittlern wie Weltsparen, die Festgelder von Banken außerhalb der Eurozone, etwa aus Polen oder Bulgarien, offerieren. Dort sind die Zinsen etwas höher. // . Erst einmal sollte man prüfen, welche Einlagensicherung gilt und wo und wie man im Fall der Insolvenz der Bank sein Geld wiederbekommt. Ferner gehen Anleger, die ihr Geld nicht in Euro anlegen, ein Währungsrisiko ein. Hier stellt sich die Frage, ob der höhere Zinssatz dieses Risiko wert ist. Schließlich sollte man sich genau ansehen, wie man das Konto in dem Land eröffnet und ob und wie dort ein Vermittler zwischengeschaltet ist. Erstens kosten solche zwischengeschalteten Vermittler in der Regel Geld, zweitens könnte man sich hier unbewusst und ungewollt weitere Risiken mit ins Boot holen. Falls das Geld beispielsweise über ein Konto des Vermittlers läuft, hat man ein weiteres Insolvenzrisiko – nämlich das des Vermittlers – zusätzlich zu dem der Bank.Die besten Tagesgeld-Banken
/// Tagesgelder im Langfrist-Vergleich // .
Wer bietet seinen Kunden konstant hohe Zinsen? Die FMH Finanzberatung untersuchte, wie oft die Offerten 2015 in den Vergleichen vorne lagen. Basis: 62 Banken. Anlagebetrag: 1.000 Euro.
/// Bank // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 1. Platz // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 2. Platz // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 3. Platz // . ¦ /// Platzierung unter den Top 3-Offerten* // . ¦ /// Aktueller // . /// Zinssatz // . /// in Prozent // .
/// Angebot für Neukunden // .
/// // . Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung
Renault Bank Direkt ¦ 33 ¦ 15 ¦ 1 ¦ 49 ¦ 1,10
MoneYou ¦ 0 ¦ 9 ¦ 33 ¦ 42 ¦ 0,95
Sberbank Direct ¦ 11 ¦ 10 ¦ 2 ¦ 23 ¦ 0,80
HKB Bank ¦ 1 ¦ 14 ¦ 6 ¦ 21 ¦ 1,02
Bank11direkt ¦ 4 ¦ 0 ¦ 0 ¦ 4 ¦ kein Angebot
Banken mit erweiterter deutscher Einlagensicherung
Consorsbank ¦ 39 ¦ 0 ¦ 0 ¦ 39 ¦ 1,00
ING-DiBa ¦ 0 ¦ 22 ¦ 15 ¦ 37 ¦ 1,00
DAB bank ¦ 10 ¦ 2 ¦ 11 ¦ 23 ¦ 0,20
1822direkt ¦ 0 ¦ 2 ¦ 13 ¦ 15 ¦ 1,00
Volkswagen Bank ¦ 9 ¦ 1 ¦ 4 ¦ 14 ¦ 1,25
/// Angebot für Bestandskunden // .
Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung
MoneYou ¦ 11 ¦ 33 ¦ 5 ¦ 49 ¦ 0,95
Sberbank Direct ¦ 24 ¦ 0 ¦ 17 ¦ 41 ¦ 0,80
Renault Bank direkt ¦ 14 ¦ 11 ¦ 10 ¦ 35 ¦ 1,00
NIBC Direct ¦ 0 ¦ 0 ¦ 16 ¦ 16 ¦ 0,80
Ikano Bank ¦ 0 ¦ 5 ¦ 1 ¦ 6 ¦ 0,81
Banken mit erweiterter deutscher Einlagensicherung
Merkur Bank ¦ 10 ¦ 36 ¦ 2 ¦ 48 ¦ 0,65
Akbank ¦ 8 ¦ 30 ¦ 2 ¦ 40 ¦ 0,65
GE Capital Direkt ¦ 31 ¦ 7 ¦ 1 ¦ 39 ¦ 0,65
Santander Direkt ¦ 14 ¦ 1 ¦ 7 ¦ 22 ¦ 0,50
ING-DiBa ¦ 0 ¦ 1 ¦ 1 ¦ 2 ¦ 0,50
- Maximal: 50 Wochen. Quelle: FMH-Finanzberatung. ¦ ¦ ¦
Die besten Festgeld-Banken
/// Festgelder im Langfrist-Vergleich // .
Bei einer Laufzeit von 12 Monaten und einem Anlagebetrag von 10000 Euro. Basis: 69 Banken.
/// Bank // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 1. Platz // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 2. Platz // . ¦ /// Anzahl der Wochen: 3. Platz // . ¦ /// Platzierung unter den Top 3-Offerten* // . ¦ /// Aktueller // . /// Zinssatz // . /// in Prozent // .
/// Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung // .
Bigbank ¦ 41 ¦ 4 ¦ 2 ¦ 47 ¦ 1,15
Sberbank Direct ¦ 18 ¦ 21 ¦ 6 ¦ 45 ¦ 1,10
NIBC Direct ¦ 15 ¦ 14 ¦ 7 ¦ 36 ¦ 1,20
VTB Direktbank ¦ 8 ¦ 13 ¦ 1 ¦ 22 ¦ kein Angebot
Vakifbank ¦ 8 ¦ 11 ¦ 0 ¦ 19 ¦ 0,95
/// Banken mit erweiterter deutscher Einlagensicherung // .
Creditplus ¦ 29 ¦ 12 ¦ 8 ¦ 49 ¦ 1,05
Ziraat Bank ¦ 25 ¦ 14 ¦ 3 ¦ 42 ¦ 0,95
Akbank ¦ 4 ¦ 15 ¦ 12 ¦ 31 ¦ 0,90
abcbank ¦ 25 ¦ 3 ¦ 0 ¦ 28 ¦ 0,90
Bank11 ¦ 6 ¦ 1 ¦ 3 ¦ 10 ¦ 1,11 - Maximal: 50 Wochen. Quelle: FMH-Finanzberatung. ¦ ¦ ¦
Viel zu bieten haben die meisten Banker derzeit nicht mehr. Die Zinspolitik der Notenbanken ließ die Renditen für Tages-und Festgelder in den Keller fallen. Trotzdem sollten Sparer nicht resignieren, erklärt Verbraucherschützer Markus Feck im Interview.
/// Herr Feck, Sparbücher, Tages- und Festgelder rentieren oft nicht mal mehr 0,1 Prozent. Welche Sparer sollten eigentlich solche Zinskonten noch abschließen? // .
Die inzwischen schon Jahre andauernde Niedrigzinsphase stellt in der Tat insbesondere für sicherheitsorientierte Sparer ein Problem dar, weil die Habenzinsen oft unterhalb der Inflationsrate liegen und das Geld real gesehen an Wert verliert. Trotzdem bleibt insbesondere ein Tagesgeldkonto notwendig, da dieses aufgrund der Flexibilität ideal für die Liquiditätsreserve ist. Diese sollte idealerweise drei Nettogehälter umfassen, mindestens aber 5.000 Euro.
/// Gibt es weitere Zielgruppen, für die Zinskonten interessant sind? // .
Auch wer für kurzfristige Ziele sparen will kommt – trotz der niedrigen Zinsen – kaum am Tagesgeld oder am Sparbuch vorbei, da andere Sparformen entweder mit Risiken verbunden sind oder die notwendige Flexibilität nicht gegeben ist. Anders sieht es aus, wenn für mittel- und langfristige Ziele gespart wird. Hier sollten Anleger in der Tat auf andere, geeignete Produkte ausweichen. Welche Produkte in Frage kommen, hängt letztlich von den individuellen Zielen und Präferenzen des einzelnen Anlegers ab.
/// Nicht alle Banken verzinsen nahe Null. Wie kommen eigentlich die enormen Spannen zustande – beim Tagesgeld variieren die Offerten für Neukunden zwischen 0,01 Prozent und 1,25 Prozent? // .
Diese Differenz kann aus ganz unterschiedlichen Gründen zustande kommen. Beispielsweise nutzen einige Kreditinstitute das Tagesgeldkonto als Akquiseinstrument, um neue Kunden zu gewinnen und bieten daher Konditionen, die über dem Marktdurchschnitt liegen.
/// Sind Direktbanken immer günstig? // .
Direktbanken haben in der Regel eine günstigere Kostenstruktur als Filialbanken und können diesen Vorteil unter anderem dafür nutzen, höhere Zinsen bei Tagesgeldkonten anzubieten. Doch selbst bei einer identischen Kostenstruktur müssen die Tagesgeldkonditionen nicht identisch sein. Die einzelnen Kreditinstitute setzen unterschiedliche Schwerpunkte. So kann bei einem Anbieter der Zins beim Tagesgeldkonto höher sein, dafür könnte zum Beispiel die Kreditkarte, der Verbraucherkredit oder auch das Girokonto teurer sein.
/// Lohnt bei den niedrigen Zinsen eigentlich ein Wechsel? Der Aufwand mit Postident, Online-Anmeldung und PinTan-Verfahren ist nicht ohne. // .
Dies ist eine berechtige Frage, die der eine Verbraucher mit ja und der andere mit nein beantworten wird. Eine allgemeingültige Antwort gibt es hier nicht, da es letztlich auf die individuelle Bewertung durch den einzelnen Verbraucher ankommt. Wer sich beispielsweise für die Summe von 10.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto bei gleicher Sicherheit von 0,4 Prozent auf 1,0 Prozent verbessern kann, bekommt letztlich im Monat fünf Euro mehr Zinsen. Damit sind wir in einer Größenordnung, die an die Kosten für das Führen eines Girokontos erinnert. Genauso wie beim Girokonto erleben wir, dass einige Kunden aus Kostengründen wechseln, andere hingegen Wert auf die Filiale vor Ort legen.
/// Wie können Kunden bei Tagesgeldern Lockvogel-Angebote identifizieren, die kurzzeitig hohe Zinsen bieten und danach wieder senken? // .
Hier sollte man vor einem Abschluss auf jeden Fall einen detaillierten Blick auf die ‘Sternchen’ werfen. Diese bedeuten in der Regel Einschränkungen. So kann der höhere Zinssatz nur für eine bestimmte Summe oder einen bestimmten Zeitraum gelten. Diese ‘Sternchen’ können aber auch mit weitergehenden Verpflichtungen verbunden sein. Beispielsweise könnte die Eröffnung eines Tagesgeldkontos nur möglich sein, wenn man auch ein Wertpapierdepot eröffnet. Der Umkehrschluss, dass Tagesgeldkonditionen ohne einschränkende ‘Sternchen’ letztlich besser sind, wäre allerdings auch ein Trugschluss. Denn dann kann die Bank oder Sparkasse jederzeit die Zinsen für das Tagesgeldkonto senken.
Wo das Geld sicher liegt
/// Worauf sollten Sparer weiterhin achten? // .
Anleger sollten auch beachten, dass höhere Zinsen auf Tagesgeldkonten auch andere Gründe haben könnten. Die Anlage könnte mit einem höheren Risiko verbunden sein. Beispielsweise könnte eine schlechtere Einlagensicherung gelten oder das Institut selbst befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten.
/// Wie können Kunden die Bonität der Institute nachprüfen? Welche Einlagensicherungssysteme empfehlen Sie? // .
Bei der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung und den zusätzlichen Sicherungsmechanismen – wie zum Beispiel die Institutssicherung bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken – sehen wir aktuell kein Anlagerisiko. Bei einer Bank, die ihren Hauptsitz im Ausland hat, gilt nicht die deutsche Einlagensicherung, sondern die des entsprechenden Landes. Länder, für die das einheitliche europäische Einlagensicherungssystem gilt, haben grundsätzlich das gleiche Schutzniveau wie Deutschland. Vorausgesetzt, die Bank hat ihren Sitz in der EU und die Verbraucher haben ihr Geld auf einem Konto angelegt, das als sogenannte Einlage gilt.
/// Was ist bei Auslandsbanken zu beachten? // .
Anleger müssen sich bewusst sein, dass man im Ernstfall den Schriftverkehr mit einer Institution in einem anderen Land führen muss, um seinen Rechtsanspruch durchzusetzen – schlimmstenfalls in der Landessprache. Daher lohnt sich im Vorfeld ein Blick auf die Einlagensicherung. Hier hilft in der Regel ein Blick auf die Homepage der Bank. Dort sollte vermerkt sein, welches Sicherungssystem gilt. In jedem Fall gilt: Wenn man eine Bank nicht kennt oder ein schlechtes Gefühl hat, sollte man dort auch kein Geld anlegen.
/// Verliert die Einlagensicherung deutscher Banken nach einer möglichen europäischen Fusion mit anderen Sicherungssystemen an Qualität? Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen Europas Banken von 2017 an schrittweise in einen gemeinsamen Topf einzahlen, der die Ersparnisse von Kunden im Fall einer Bankenpleite europaweit absichert. Ab 2024 soll dieser Topf bei der Pleite eines Geldhauses die Einlagen auf Konten und Sparbüchern in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde garantieren. // .
Wenn die europäischen Institute den Topf auch tatsächlich füllen, sollte es auch keinen Qualitätsverlust geben. Mit einem erheblichen Vertrauensverlust bei den Kunden verbunden wäre ein bloßes Lippenbekenntnis der Institute, im Falle einer Insolvenz in den Topf einzuzahlen. Das Geld muss unabhängig von einer Insolvenz in den Topf fließen.
/// Wie bewerten Sie Angebote von Vermittlern wie Weltsparen, die Festgelder von Banken außerhalb der Eurozone, etwa aus Polen oder Bulgarien, offerieren. Dort sind die Zinsen etwas höher. // .
Erst einmal sollte man prüfen, welche Einlagensicherung gilt und wo und wie man im Fall der Insolvenz der Bank sein Geld wiederbekommt. Ferner gehen Anleger, die ihr Geld nicht in Euro anlegen, ein Währungsrisiko ein. Hier stellt sich die Frage, ob der höhere Zinssatz dieses Risiko wert ist. Schließlich sollte man sich genau ansehen, wie man das Konto in dem Land eröffnet und ob und wie dort ein Vermittler zwischengeschaltet ist. Erstens kosten solche zwischengeschalteten Vermittler in der Regel Geld, zweitens könnte man sich hier unbewusst und ungewollt weitere Risiken mit ins Boot holen. Falls das Geld beispielsweise über ein Konto des Vermittlers läuft, hat man ein weiteres Insolvenzrisiko – nämlich das des Vermittlers – zusätzlich zu dem der Bank.
Hagen, Jens