Bestes kostenloses Girokonto 2011

In diesem Beitrag soll gezeigt werden, dass es das wirklich kostenlose Girokonto eigentlich nicht gibt, obwohl viele Banken mit dem Zusatz “kostenloses Girokonto” werben. Es sollte das beste “kostenlose Girokonto” gefunden werden mit den ganz kleinen Kosten für unterschiedliche Verwendungen.

Handelsblatt Nr. 154 vom 11.08.2011 Seite 34

Der große Bluff mit den Girokonten

Mehr als 50 Banken werben mit kostenlosen Angeboten.Eine exklusive Untersuchung zeigt, dass kein einziges Produkt bei allen Geschäftsvorgängen kostenfrei ist.Wo versteckte Gebühren lauern – und mit welchen Konten die Kunden wirklich sparen.

Jens Hagen Düsseldorf
Wenn es um ihre Gratiskonten geht, übertreffen sich die Banken mit Eigenlob. Die Postbank etwa wirbt für ihr Giro-Plus-Konto mit dem Slogan “Null Kosten, volle Leistung”. Die Norisbank hält mit ihrem “wirklich kostenfreien Top-Girokonto” dagegen.
Ob in der Stadt oder auf dem Land: Überall gehen die Banker mit ihren vermeintlich günstigen Konditionen auf Kundenfang. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse bewirbt ihr eXtra-Fair-Konto vollmundig mit dem Satz “kostenlos ohne wenn und aber”.

Gratisgirokonten gehören bei den Banken längst zum guten Ton. Und immer mehr Institute bieten solche Produkte an, schließlich lassen sich derartige Schnäppchenofferten gut vermarkten. Nach einer Analyse der FMH-Finanzberatung für das Handelsblatt locken aktuell mehr als 50 Institute mit Girokonten ohne Kontoführungsgebühren.

Die Untersuchung weckt aber auch Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Angebote. Und siehe da: Wirklich gratis ist keines der untersuchten Produkte. “Auch wenn es die Werbeversprechen suggerieren, es gibt in Deutschland kein einziges Konto, das für alle Fälle kostenfrei ist”, sagt FMH-Inhaber Max Herbst.

In den Preis-Leistungs-Verzeichnissen der Banken finden sich zahllose Gebühren, Entgelte und Bedingungen, die für die vermeintlichen Gratiskonten gelten. 17 Banken, die unter die Lupe genommen wurden, verlangen etwa Gebühren für die Einreichung eines Schecks. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (“Kostenlos ohne wenn und aber”) verlangt dafür laut FMH beispielsweise 2,50 Euro.
Für die obligatorische Giro- oder Maestro-Karte fürs Geldabheben am Automaten verlangt die Mainzer Volksbank für ihr “MVB-o.K.-Konto” eine Gebühr von zehn Euro. Bei der Frankfurter Sparkasse werden für Buchungen am Schalter bis zu fünf Euro fällig, auch wenn das Institut für die Führung des PrivatKonto Aktiv ansonsten nichts verlangt. “Wie beim Autokauf sollte jeder Kunde das für seine Ansprüche günstigste Angebot auswählen”, rechtfertigt sich ein Sprecher des Zentralen Kreditausschusses.
Die zahllosen Gebühren sind auch deshalb besonders ärgerlich, weil der Aufwand für den Marktvergleich bei einem Kontowechsel immens ist. “Wechselwillige müssen sich häufig durch das Kleingedruckte kämpfen”, sagt Annabel Oelmann, Leiterin der “Gruppe Finanzdienstleistungen” bei der Verbraucherzentrale NRW.

Dabei ist ein Wechsel des Girokontos durchaus attraktiv: Je nach Nutzerprofil kann ein Sparpotenzial von einigen Hundert Euro bestehen. “Bei jeder Änderung der Lebensverhältnisse, etwa dem Ende der Ausbildung, Heirat, Rente oder Umzug in eine andere Stadt raten wir dazu, die aktuelle Kontoverbindung zu überprüfen”, sagt Oelmann.

Der Wechsel ist häufig weniger aufwendig als vielfach angenommen. Viele Banken folgen der Empfehlung des Zentralen Kreditausschusses und unterstützen die Kunden bei der Schließung des alten Kontos. Musterbriefe für Arbeitgeber, Telefonanbieter oder Energieversorger liegen häufig bereit. Daueraufträge sollten nach spätestens sieben Tagen umgestellt sein.

Was müssen Girokonten bieten, damit sie für preisbewusste Kunden attraktiv sind? “Neben der fehlenden Kontogebühr sollten die Buchungsvorgänge kostenfrei sein, die Nutzung von Kontoauszugsdruckern und das Zusenden von Auszügen ebenfalls”, sagt Herbst. Von Vorteil sind auch Guthabenzinsen auf die Einlagen und kostenlose Giro- und Kreditkarten.

Ob ein Konto wirklich kostenfrei ist, zeigt sich vor allem bei der Bargeldversorgung. Wer an fremden Automaten oder im Ausland Geld zieht, muss mit zum Teil sehr hohen Kosten rechnen. Im Handelsblatt-Vergleich werden bei teuren Gratiskonten drei Prozent vom Umsatz, mindestens aber fünf Euro pro Vorgang fällig.

Es ist aber nicht alles schlecht auf dem Girokontomarkt. Einige vermeintliche Gratisofferten kommen dem Anspruch eines kostenlosen Girokontos sehr nahe. Dazu zählt in der Kategorie Girokonten mit Gehaltseingang das Produkt von Cortal Consors. Das Konto ist für Kunden wirklich kostenfrei, wenn monatlich eine Gehaltsüberweisung von mindestens 1500 Euro eingeht. Ansonsten droht ein pauschales monatliches Entgelt von 4,95 Euro. Mit sehr wenig Gebühren kommt auch das Girokonto der Comdirect Bank aus. Das Hauptmanko: Kunden müssen entweder die gut 9000 Geldautomaten der Cash Group nutzen – oder die bei der Abhebung angezeigten Fremdkosten der Automatenaufsteller akzeptieren. Der Einsatz der Kreditkarte bringt innerhalb von Deutschland keine Ersparnis. Dafür ist die Kreditkarte beim europäischen oder weltweiten Einsatz kostenfrei. Und zusätzliche Wechselkosten außerhalb des Euro-Raums werden nicht erhoben.
Alle anderen Institute verlangen diese Gebühren, die bis zu 1,75 Prozent des Umsatzes ausmachen können. Solche Konten sind daher eher für Kunden interessant, die sich hauptsächlich in der Euro-Zone aufhalten oder eine günstige Zweitkarte besitzen.
Wer dann auch noch üppige Einlagen auf dem Konto oder der Kreditkarte hortet, kann wegen der Guthabenverzinsung bei einigen Anbietern ein gutes Geschäft machen. 23 Banken verzinsen die Einlagen. Die Netbank mit 1,6 Prozent, DKB und SKG mit 1,65 Prozent und die Volkswagenbank als Spitzenreiter mit 1,75 Prozent.

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