Die besten Online-Broker 2014

Handelsblatt online vom 09.10.2014

Hagen, Jens
Online-Broker

Online-Broker

Die besten Banken für Geldanleger

Die Onlinebroker bieten ihren Kunden einen heißen Herbst. Comdirect zahlt Neukunden ein Prozent des übertragenen Fonds- und ETF-Volumens. Die Prämie kann bis zu 250 Euro betragen. Wer zur 1822direkt wechselt kann hundert Euro Wechselprämie einstreichen. Auch die ING DiBA lockt mit einem Handgeld zwischen 20 und 250 Euro.
Andere Vertriebsstrategen zeigen sich ebenfalls erfinderisch: Der SBroker und die Onvista Bank schenken Wechslern ein neues IPad. Die Targobank lockt mit Frei-Trades und Sonderkonditionen beim Tagesgeld. Der Zinssatz von 2,5 Prozent ist fast doppelt so hoch wie beim aktuell besten Tagesgeld-Anbieter.
Angesichts solcher Angebote reiben sich die Kunden klassischer Filialbanken die Augen. Denn auch die Standardkonditionen liegen weit unter denen der meisten Hausbanken. ‘Ein Wechsel kann bei aktiven, vermögenden Kunden eine Ersparnis im vierstelligen Eurobereich bringen’, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung.
Für Handelsblatt Online hat ein Team der FMH die Kosten für vier Musterkunden bei 17 Onlinebrokern verglichen. Ganz ohne Wechselprämien liegt die Ersparnis je nach Fall zwischen knapp 400 Euro und 5270 Euro pro Jahr. In einem Fall würde der Kunde bei seiner Sparkasse mehr als 20-mal mehr zahlen als beim günstigsten Onlinebroker.
Immer mehr Kunden begreifen das monetäre Potenzial eines Wechsels von der Filiale ins Internet. Laut Bundesbank-Statistik nutzen bereits 55 Prozent der Kunden die Angebote von Onlinebanken. Vor zehn Jahren waren es nur 34 Prozent. Das Sparpotenzial wäre bei einer systematischen Nutzung von Onlinebrokern gigantisch, da die Deutschen allein Aktien und Fonds im Wert von rund 750 Milliarden Euro besitzen.
Der Onlinetrend geht zu Lasten der klassischen Bankberater. Die Zahl der Filialen sank in den vergangen zehn Jahren um 9.600 auf rund 38.200. Fast 60.000 Stellen im Kreditgewerbe gingen laut Bundesbank in den vergangenen zehn Jahren verloren.
Die Befindlichkeiten der Filialbanker kümmern kritische Kunden bei der Wahl ihrer Institute allerdings wenig. ‘Die Kosten für das Depot sollten Kunden in der Tat immer im Blick behalten, denn Kosten drücken die Rendite.’, sagt Annabel Oelmann, Leiterin der Gruppe Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
‘Eine Wertpapierorder zu den regulären Kosten einer Filialbank abzuwickeln ist ungefähr so als würden Sie einen Brief per Taxi verschicken’, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der viel zitierte Bankenkritiker stellt die Grundsatzfrage. ‘Man könnte die hohen Kosten noch rechtfertigen, wenn die Banken dafür eine qualifizierte Beratung anbieten’, erklärt Nauhauser. ‘Aber diese kann man von provisionsabhängigen Verkäufern leider nicht erwarten.’
Wie weit die Realitäten zwischen Filiale und Onlinebroker mittlerweile auseinanderliegen, zeigt der FMH-Vergleich. Ein Kunde, der im Jahr sechs Orders für 10.000 Euro abgibt und Papiere mit einem Wert von 120.000 Euro verwalten lässt, zahlt beim Onlinebroker Flatex rund 35 Euro. Beim teuersten Onlinebroker werden mehr als 200 Euro fällig. Eine klassische Filialbank, in diesem Falle ist das beispielhaft die Frankfurter Sparkasse, berechnet laut FMH 770 Euro.

Keine Kosten bei Wechsel der Depotbank.

Wirklich teuer werden Filialbanken für aktive Anleger’, sagt Herbst. Für 250 Orders von im Schnitt 2.000 Euro verlangt der Onlinebroker Lynx im Vergleich bei einem durchschnittlichen Depotvolumen von 300.000 Euro insgesamt 1450 Euro. Bei der Sparkasse würden dafür 6720 Euro an Kosten fürs Depot und die Orders anfallen.
Günstige Verwahr- und Transaktionskosten sind gerade in Zeiten wichtig, in denen die Börsenindizes weltweit nahe dem Allzeithoch liegen und eine langjährige Hausse ihren Höhepunkt schon erreicht haben könnte. Der Dax notiert beispielsweise aktuell um die 9000 Punkte. Das entspricht ungefähr dem Stand vom November vergangenen Jahres. Im Sommer notierte der deutsche Leitindex noch über der Marke von 10.000 Punkten.
Die Renditen von risikoarmen Zinspapieren lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Der Rentenindex REX notiert aktuell bei 465 Punkten. Das sind gut 15 Punkte mehr als vor einem Jahr. Die Finanzagentur des Bundes präsentierte zuletzt eine Bundesschatzanweisungen mit einer Fälligkeit zum September 2016. Der Koupon: 0,00 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen bieten aktuell eine Verzinsung von einem Prozent. ‘Angesichts der mickrigen Zinsen sollten die Anleger umso kritischer auf die Kosten ihrer Finanzprodukte schauen, denn deren Höhe ist gewiss, im Gegensatz zu den künftigen Erträgen’, sagt Nauhauser.
Sicher ist auch: Bei einem Wechsel der Depotbank fallen keine Kosten an. Der Bundesgerichtshof hat in einer Entscheidung aus dem Jahre 2004 erklärt, dass die alte Bank keine Gebühren für den Wechsel berechnen darf. Begründung: Die Bank würde bei einem Wechsel lediglich ihrer gesetzlichen Pflicht zur Herausgabe der Wertpapiere nachkommen, die sie im Auftrag des Kunden aufbewahrt hat. ‘Beim Wechsel spielt nicht nur der reine Preis eine Rolle’, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Anleger sollten sich fragen, an welchen Börsen gehandelt werden kann, was für Sparpläne angeboten werden und welche Verfahren für Onlinetransaktionen genutzt werden können. ‘Insgesamt machen höhere Kosten nur dann einen Sinn, wenn im Einzelfall ein entsprechender Mehrwert gegenübersteht’, sagt Oelmann.
Keine gesetzlichen Vorgaben gibt es dafür, wann der Wechsel abgeschlossen werden muss. In der Praxis dauert die Übertragung auf die neue Depotbank maximal einige Tage. Steuersparer sollten der neuen Bank den Auftrag erteilen, Verlustverrechnungstöpfe für die Abgeltungssteuer und den Verrechnungstopf für ausländische Quellensteuer ebenfalls zu übertragen. Das verläuft in der Praxis nicht immer automatisch. Auch wenn nur ein Teil der Wertpapiere zu einer neuen Bank wechseln soll, ist das möglich.
Anleger sollten bei den Kosten natürlich nicht nur auf Konditionen der Depotbank achten. Ein viel größeres Sparpotenzial bietet die Auswahl der Finanzprodukte. ‘Die Kosten der Produkte haben eine weitaus größere Dimension als die Kosten der Verwahrung’, sagt Nauhauser. Deshalb lohne der Bick auf Total Expense Ratio, Agio oder Spreads. ‘Schon laufende Kosten von einem Prozent fressen bei Rentenfonds fast komplett die sicher erzielbare Verzinsung auf’, sagt Nauhauser.

Die günstigsten Online-Broker im Vergleich.

Das Sparpotenzial beim Wechsel der Depotbank ist enorm. Doch welche Bank taugt für welchen Kunden? Die FMH Finanzberatung hat für Handelsblatt Online die Konditionen von 17 Online-Brokern untersucht. Das Ergebnis: Es gibt nicht den besten Broker für alle.
Die Tabellen listen die fünf besten Offerten für vier Musterkunden. Sonderaktionen werden nicht berücksichtigt. Um ein mögliches Sparpotenzial im Vergleich zu einer klassischen Institut zu ermitteln, sind zusätzlich die Konditionen in der Filiale der Frankfurter Sparkasse gelistet.


Die Onlinebroker bieten ihren Kunden einen heißen Herbst.

Comdirect zahlt Neukunden ein Prozent des übertragenen Fonds- und ETF-Volumens. Die Prämie kann bis zu 250 Euro betragen. Wer zur 1822direkt wechselt kann hundert Euro Wechselprämie einstreichen. Auch die ING DiBA lockt mit einem Handgeld zwischen 20 und 250 Euro.
Andere Vertriebsstrategen zeigen sich ebenfalls erfinderisch: Der SBroker und die Onvista Bank schenken Wechslern ein neues IPad. Die Targobank lockt mit Frei-Trades und Sonderkonditionen beim Tagesgeld. Der Zinssatz von 2,5 Prozent ist fast doppelt so hoch wie beim aktuell besten Tagesgeld-Anbieter.
Angesichts solcher Angebote reiben sich die Kunden klassischer Filialbanken die Augen. Denn auch die Standardkonditionen liegen weit unter denen der meisten Hausbanken. ‘Ein Wechsel kann bei aktiven, vermögenden Kunden eine Ersparnis im vierstelligen Eurobereich bringen’, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung.
Für Handelsblatt Online hat ein Team der FMH die Kosten für vier Musterkunden bei 17 Onlinebrokern verglichen. Ganz ohne Wechselprämien liegt die Ersparnis je nach Fall zwischen knapp 400 Euro und 5270 Euro pro Jahr. In einem Fall würde der Kunde bei seiner Sparkasse mehr als 20-mal mehr zahlen als beim günstigsten Onlinebroker.
Immer mehr Kunden begreifen das monetäre Potenzial eines Wechsels von der Filiale ins Internet. Laut Bundesbank-Statistik nutzen bereits 55 Prozent der Kunden die Angebote von Onlinebanken. Vor zehn Jahren waren es nur 34 Prozent. Das Sparpotenzial wäre bei einer systematischen Nutzung von Onlinebrokern gigantisch, da die Deutschen allein Aktien und Fonds im Wert von rund 750 Milliarden Euro besitzen.
Der Onlinetrend geht zu Lasten der klassischen Bankberater. Die Zahl der Filialen sank in den vergangen zehn Jahren um 9.600 auf rund 38.200. Fast 60.000 Stellen im Kreditgewerbe gingen laut Bundesbank in den vergangenen zehn Jahren verloren.
Die Befindlichkeiten der Filialbanker kümmern kritische Kunden bei der Wahl ihrer Institute allerdings wenig. ‘Die Kosten für das Depot sollten Kunden in der Tat immer im Blick behalten, denn Kosten drücken die Rendite.’, sagt Annabel Oelmann, Leiterin der Gruppe Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
‘Eine Wertpapierorder zu den regulären Kosten einer Filialbank abzuwickeln ist ungefähr so als würden Sie einen Brief per Taxi verschicken’, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der viel zitierte Bankenkritiker stellt die Grundsatzfrage. ‘Man könnte die hohen Kosten noch rechtfertigen, wenn die Banken dafür eine qualifizierte Beratung anbieten’, erklärt Nauhauser. ‘Aber diese kann man von provisionsabhängigen Verkäufern leider nicht erwarten.’
Wie weit die Realitäten zwischen Filiale und Onlinebroker mittlerweile auseinanderliegen, zeigt der FMH-Vergleich. Ein Kunde, der im Jahr sechs Orders für 10.000 Euro abgibt und Papiere mit einem Wert von 120.000 Euro verwalten lässt, zahlt beim Onlinebroker Flatex rund 35 Euro. Beim teuersten Onlinebroker werden mehr als 200 Euro fällig. Eine klassische Filialbank, in diesem Falle ist das beispielhaft die Frankfurter Sparkasse, berechnet laut FMH 770 Euro.
/// Keine Kosten bei Wechsel der Depotbank //.
‘Wirklich teuer werden Filialbanken für aktive Anleger’, sagt Herbst. Für 250 Orders von im Schnitt 2.000 Euro verlangt der Onlinebroker Lynx im Vergleich bei einem durchschnittlichen Depotvolumen von 300.000 Euro insgesamt 1450 Euro. Bei der Sparkasse würden dafür 6720 Euro an Kosten fürs Depot und die Orders anfallen.
Günstige Verwahr- und Transaktionskosten sind gerade in Zeiten wichtig, in denen die Börsenindizes weltweit nahe dem Allzeithoch liegen und eine langjährige Hausse ihren Höhepunkt schon erreicht haben könnte. Der Dax notiert beispielsweise aktuell um die 9000 Punkte. Das entspricht ungefähr dem Stand vom November vergangenen Jahres. Im Sommer notierte der deutsche Leitindex noch über der Marke von 10.000 Punkten.
Die Renditen von risikoarmen Zinspapieren lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Der Rentenindex REX notiert aktuell bei 465 Punkten. Das sind gut 15 Punkte mehr als vor einem Jahr. Die Finanzagentur des Bundes präsentierte zuletzt eine Bundesschatzanweisungen mit einer Fälligkeit zum September 2016. Der Koupon: 0,00 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen bieten aktuell eine Verzinsung von einem Prozent. ‘Angesichts der mickrigen Zinsen sollten die Anleger umso kritischer auf die Kosten ihrer Finanzprodukte schauen, denn deren Höhe ist gewiss, im Gegensatz zu den künftigen Erträgen’, sagt Nauhauser.
Sicher ist auch: Bei einem Wechsel der Depotbank fallen keine Kosten an. Der Bundesgerichtshof hat in einer Entscheidung aus dem Jahre 2004 erklärt, dass die alte Bank keine Gebühren für den Wechsel berechnen darf. Begründung: Die Bank würde bei einem Wechsel lediglich ihrer gesetzlichen Pflicht zur Herausgabe der Wertpapiere nachkommen, die sie im Auftrag des Kunden aufbewahrt hat. ‘Beim Wechsel spielt nicht nur der reine Preis eine Rolle’, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Anleger sollten sich fragen, an welchen Börsen gehandelt werden kann, was für Sparpläne angeboten werden und welche Verfahren für Onlinetransaktionen genutzt werden können. ‘Insgesamt machen höhere Kosten nur dann einen Sinn, wenn im Einzelfall ein entsprechender Mehrwert gegenübersteht’, sagt Oelmann.
Keine gesetzlichen Vorgaben gibt es dafür, wann der Wechsel abgeschlossen werden muss. In der Praxis dauert die Übertragung auf die neue Depotbank maximal einige Tage. Steuersparer sollten der neuen Bank den Auftrag erteilen, Verlustverrechnungstöpfe für die Abgeltungssteuer und den Verrechnungstopf für ausländische Quellensteuer ebenfalls zu übertragen. Das verläuft in der Praxis nicht immer automatisch. Auch wenn nur ein Teil der Wertpapiere zu einer neuen Bank wechseln soll, ist das möglich.
Anleger sollten bei den Kosten natürlich nicht nur auf Konditionen der Depotbank achten. Ein viel größeres Sparpotenzial bietet die Auswahl der Finanzprodukte. ‘Die Kosten der Produkte haben eine weitaus größere Dimension als die Kosten der Verwahrung’, sagt Nauhauser. Deshalb lohne der Bick auf Total Expense Ratio, Agio oder Spreads. ‘Schon laufende Kosten von einem Prozent fressen bei Rentenfonds fast komplett die sicher erzielbare Verzinsung auf’, sagt Nauhauser.

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