Die FMH-Finanzberatung hat für das Handelsblatt die vergangenen 51 Wochen ausgewertet. Maßgeblich war wie oft eine Bank unter den besten drei Angeboten zu finden war und das von 73 gespeicherten Banken.
Die Auswertung wurde am 10.01.2011 im Handelsblatt veröffentlicht.
Top Tagesgeld 2011
Handelsblatt Nr. 006 vom 10.01.2011 Seite 38
Hohe Zinsen beim Tagesgeld
Die Haltbarkeit vieler Schaufensterangebote beim Tagesgeld ist begrenzt. Eine Analyse zeigt jetzt, welche Institute konstant hohe Zinsen bieten.
Jens Hagen Düsseldorf
Bei kaum einem anderen Bankprodukt zeigen sich die Heilkräfte des Wettbewerbs derart deutlich wie beim Tagesgeld. Kunden müssen bei Durchschnittsanbietern Zinsen weit unter der Inflationsrate von 1,70 Prozent hinnehmen. Im Schnitt zahlen die Banken für einen Betrag von 5 000 Euro aktuell gut 1,1 Prozent. Das ist so wenig wie niemals zuvor. Einige Sparkassen bieten nur 0,2 Prozent.
Weniger etablierte Institute nutzen ihre Tagesgeldofferten dagegen für die Kundenjagd. Neukunden können bei Cortal Consors, DAB Bank oder GE Capital Direkt 2,1 Prozent ergattern. Wer auf den Schutz der deutschen Einlagensicherung verzichtet, dem bietet die Bank of Scotland 2,2 Prozent.
Zinsschwund bei Kundenansturm.
Kunden sollten trotzdem nicht immer bei den Preisbrechern abschließen. “Auffällig ist bei Angeboten mit Topzinsen, dass diese unter den Durchschnitt absinken, sobald die geplante Zahl an Neukunden akquiriert worden ist”, sagt Max Herbst, Inhaber der Frankfurter Finanzberatung FMH. Das verlangt von Kontoinhabern, die Wert auf hohe Zinsen legen, eine ständige Wechselbereitschaft. “Wer langfristig bei einem Institut bleiben möchte, sollte Banken wählen, die konstant hohe Zinsen bieten”, sagt Herbst. Eine Untersuchung der FMH für das Handelsblatt zeigt jetzt, welche Tagesgeldanbieter regelmäßig Topkonditionen bieten.
Auch wenn der aktuelle Zins der Santander Direkt Bank in Höhe von 1,75 Prozent nicht für den ersten Platz im Tagesranking reicht, schaffte es der deutsche Ableger der spanischen Großbank im vergangenen Jahr in 46 Wochen unter die besten drei Anbieter für kleine Beträge bis 1 000 Euro. Das Institut bietet neben der gesetzlichen Einlagensicherung in Höhe von 100 000 Euro, Schutz über den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken in Deutschland für Beträge bis 386 Millionen Euro. Kunden können das “Superkonto” nur über Internet oder Telefon bedienen, die Zinsen gelten sowohl für Bestands- wie Neukunden.
Das Ranking für die höheren Beträge mit Schutz der deutschen Einlagensicherung führt die ING DiBa mit 47 Top-Platzierungen im vergangenen Jahr an. Der Marktführer der deutschen Direktbanken lockt Neukunden aktuell mit einem Gutschein über 20 Euro. Der Zinssatz von aktuell zwei Prozent ist sechs Monate garantiert, Kunden müssen mindestens 5 000 Euro anlegen.
Ausfallrisiken vermeiden.
Bei Auslandsbanken können Kunden noch höhere Sätze verlangen, müssen aber auf die erweiterte deutsche Einlagensicherung verzichten. “Vor allem bei Auslandsbanken sollten Kunden überprüfen, ob sich das Institut in Schieflage befindet”, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. “Im Zweifel sollten sie Institute mit deutscher Einlagensicherung bevorzugen.”
Bei der Bank of Scotland ist der britische Staat Hauptanteilseigner und Beträge in Höhe von bis zu 100 000 Euro sind durch die europäische Einlagensicherung geschützt. Das Institut bietet aktuell 2,2 Prozent, 46-mal langte es für eine Platzierung unter den besten drei. Neukunden erhalten bei Abschluss des Internetkontos eine Gutschrift von 30 Euro.
Trotz aller Konstanz: “Wir raten zu einem regelmäßigen Zinsvergleich”, sagt Scherfling. Wer seine Bank regelmäßig wechselt, macht den besseren Schnitt. Das zeigt der Vergleich für die vergangenen beiden Jahre. Anfang 2009 lag die Mercedes-Benz Bank mit 4,5 Prozent für Neukunden vorne, senkte die Zinsen aber schrittweise auf bis zu 1,1 Prozent ab. Für die beiden Jahre lag die Rendite nur bei 1,83 Prozent.
Wann sich Zinshopping lohnt.
Kunden, die diese Absenkung nicht hinnahmen und nacheinander zu den Topofferten der ING-DiBa, 1822direct, Oyak Anker, Netbank, Wüstenrot, NIBC und Bank of Scotland wechselten, erzielten eine Rendite von 2,51 Prozent. Ein Betrag in Höhe von 25 000 verzinste sich mit 1 266 Euro. Der Vorteil gegenüber der Offerte von Mercedes lag bei 346 Euro. Und das obwohl bei der Rechnung berücksichtigt wurde, dass die Kunden bei jedem Wechsel vier bis fünf Tage auf eine Guthabensverzinsung verzichten.
Bleibt die Frage, ob sich die Bindung von Festgeld im Vergleich zur Flexibilität bei Tagesgeld auszahlt. Aktuell bietet der beste Festgeldanbieter bei einer Laufzeit von einem Jahr maximal einen Zins von 2,5 Prozent 0,3 Prozent mehr als bei Tagesgeld. Mit einer weiteren Zinssenkung in diesem Jahr rechnen angesichts steigender Inflation und guten Wirtschaftsdaten aktuell nur Pessimisten. Wer zu Beginn der Finanzkrise auf Festgeld setzte und einmal zwischenzeitlich wechselte, bewies allerdings das richtige Gespür. Im Vergleich zum Tagesgeldanbieter-Hopping lag der Vorteil bei 693 Euro.