Bausparkassen in Not
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Frankfurt 11.12.2016 –– Lange galt ein Bausparvertrag als der solideste Weg ins Eigenheim. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Bausparkassen sind an dieser Entwicklung alles andere als unschuldig.

2005 war die Welt noch in Ordnung. Die Baugeldzinsen der Banken lagen zwischen fünf und sechs Prozent, die Nachfrage nach billigem Bauspargeld war groß. Der Bedarf an Krediten war sogar dermaßen groß, dass die Anbieter nicht genug Geld für alle bereitstellen konnten. Zu dieser Zeit versprachen die Bausparkassen Kunden einen Extrabonus, wenn diese auf ihr späteres Darlehen verzichten würden. In der Blütezeit der Bonusversprechen im Jahre 2005 konnten Kunden so bis zu 4,75 Prozent für Zins und Bonus kassieren.

Heute würden die Bausparkassen diese alten Verträge gerne loswerden, weil diese nicht in die aktuelle Niedrigzinsphase passen. Doch das ist nicht so einfach. Denn die Kunden pochen auf die einmal gegebenen Versprechen und halten an den alten Verträgen fest. 2008 begannen die Bausparkassen massiv ihre Zinssätze zu senken. Doch das kam zu spät.: In der Ära historischer Mikrozinsen nahmen Altkunden lieber die (im Marktvergleich) immer noch günstigen Haben-Zinsen mit, statt ein (im Marktvergleich) viel zu teures Bauspardarlehen abzurufen Im September 2010 lagen die Hypothekenzinsen der Banken laut FMH-Index bei 3,20 Prozent. Damit waren sie um einiges billiger als fast alle Darlehenszinsen der Bausparkassen. Und dann waren da noch immer jene Altkunden, denen man extra hohe Zinsen versprochen hat, wenn sie nicht finanzieren.

Kein Wunder also, dass die Bausparkassen die Uhr am liebsten zurückdrehen wollten und die Verträge dieser Kunden im großen Stil kündigten. Die gerichtliche Aufarbeitung der Fälle wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

Die Geister die ich rief……

Doch geht es den Anbietern wirklich so schlecht, dass sie es sich im großen Stil mit ihren Kunden verscherzen müssen?

Fakt ist: Das Bestandsgeschäft der Bausparkassen müsste deutlich besser laufen. Denn einerseits müssen sie hohe Guthabenzinsen bezahlen, während andererseits seit Jahren nur ganz wenig Bauspardarlehen abgenommen werden. Kaum ein Bausparer zahlt schließlich zwischen zwei und fünf Prozent für ein Darlehen, wenn er bei einer klassischen Bank mit eins bis 1,75 Prozent davonkommt.

Die Rendite-Lüge

Eine weitere Neuerung: Die Anbieter offerieren inzwischen immer öfter Verträge, deren Verzinsung an die Umlaufrendite gekoppelt ist. Eigentlich eine schöne Sache, wäre da nicht die Mindest- und Maximalverzinsung. Wenn man weiß, dass die Umlaufrendite der vergangenen zehn Jahre bei durchschnittlich 2,18 Prozent lag und in den vergangenen 20 Jahren bei 3,27 Prozent, dann weiß man auch, dass eine Begrenzung nach oben von zum Beispiel 1,25 Prozent nicht ganz fair ist.

Wenig kundenfreundlich ist auch die Vorgabe, dass der spätere Darlehenszins 2,5 Prozent über dem Guthabenzins zum Zeitpunkt der Zuteilung liegen soll. Bislang war es üblich, dass zwischen Guthabenszins und Darlehenszins eine Differenz von zwei Prozentpunkten lag.
Riskante Strategie

Ähnlich wie im Jahr 2005 könnte sich die neue Strategie der Bausparkassen auch diesmal wieder rächen – und zwar nicht nur auf eine Weise.

Variante eins: Der Bausparer schafft es, in der vorgeschriebenen Zeit von acht bis zehn Jahren die Hälfte der Bausparsumme zusammenzusparen. Sollten es dann (im Jahr 2025) wirklich eine Hochzinsphase geben, dann werden alle Bausparer auf ihr Darlehen pochen. Die Anbieter könnten die heutigen Zuteilungsprognosen nicht einhalten– trotz einiger Milliarden an Rücklagen für eventuelle Zuteilungsverzögerungen.

Variante zwei: Die Sparer stoppen die Besparung ihrer schlecht verzinsten Verträge, bei denen die Guthabenszinsen nicht ausreichen, um die hohen Verwaltungskosten und Abschlussprovisionen der Vertreter auszugleichen. Stattdessen bevorzugen sie vielleicht zwischenzeitlich höher verzinsten Banksparpläne. Die Folge wäre, dass den Bausparkassen plötzlich Kundengelder fehlen für die Bedienung von Bausparauszahlungen.
Bis die Welt der Bausparkassen wieder in Ordnung kommt, dürfte jedenfalls noch sehr viel Zeit vergehen.

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