Euro umgefallen

Frankfurt 15.05.2012 –– Wer bei Google nach dem Begriff Inflation in Verbindung mit Jahreszahlen sucht, merkt schnell: In den vergangenen Jahren taucht das Wort immer öfter auf. Die FMH-Finanzberatung hat dieses mediale „Hochköcheln“ des Inflations-Themas bislang mit Skepsis verfolgt. Denn die Geldentwertung ist auf mittlere und lange Sicht stets ein monetäres Phänomen und hängt damit ausschließlich an der Entwicklung der im Umlauf befindlichen Geldmenge. In dieser Hinsicht droht derzeit (noch) keine Gefahr, wie die Fakten zeigen – trotz der Billionenspritze der Europäischen Zentralbank (EZB).

Es ist interessant zu verfolgen, wie sich in und durch die Medien die Wahrnehmung eines Themas entwickelt: Bei Google finden sich für die Wortkombination Inflation und 2010 rund 133 Millionen Einträge. Ein Jahr später sind es schon 243 Millionen Treffer. Und auch im Jahr 2012 ebbt zumindest die mediale Inflations-Welle nicht ab: In den ersten vier Monaten findet die Suchmaschine für die Kombination Inflation und 2012 bereits 126 Millionen Einträge – mehr als die Hälfte der Ausbeute aus dem vergangenen Jahr. Ähnliche Verhältnisse gelten auch, wenn man die Suche durch den Begriff Geldentwertung auf das deutschsprachige Gebiet eingrenzt.

Erst die Kreditvergabe durch Banken erhöht die Geldmenge

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht hier nicht darum, die Inflationsgefahr herunter zu spielen, die mit der massiven Geldinfusion der EZB ins europäische Bankensystem zweifellos vorhanden ist. Doch die massive Bereitstellung von Liquidität durch die Notenbank bedeutet nicht zwangsläufig, dass Inflation entstehen wird – es handelt sich eben um eine notwendige, aber nicht um eine hinreichende Bedingung. Zu einem Anstieg der Inflation kommt es erst, wenn die Banken zumindest einen Teil des Geldes als Kredit vergeben und gleichzeitig das Angebot an Gütern und Dienstleistungen nicht im gleichen Maße wächst, wie die Nachfrage durch die vergebenen Kredite ansteigt.

Geldmenge M3 Jahresrate, Quelle: Deutsche Bundesbank
Quelle: Deutsche Bundesbank

Nach einem solchen Anstieg der Nachfrage sieht es derzeit aber nicht aus, wie die oben stehende Grafik der Bundesbank zeigt. Das Schaubild gibt das prozentuale Wachstum der breit gefassten Geldmenge M3 wider. Daran ist zu erkennen, dass die nachfragewirksame Geldmenge 2008 und 2009 zunehmend langsamer wuchs und in den ersten Monaten 2010 schließlich gar nicht mehr. Seither legt M3 in einem moderaten Tempo zu, das aber deutlich unter dem durchschnittlichen Anstieg von 1998 bis 2007 liegt. Das Fazit, das sich daraus ziehen lässt: Die mittel- und langfristige Inflationsgefahr ist – trotz vieler anders lautender Stimmen – derzeit (!) geringer als etwa in den Jahren 2006 und 2007.

Inflation kann nach oben schnellen

Das bedeutet wiederum nicht, dass die Geldentwertung aktuell keine Rolle spielt. Zum einen liegt die Inflationsrate in Deutschland aufgrund kurzfristiger Faktoren wie dem gestiegenen Ölpreis bei immerhin 2,1 Prozent. Zum anderen kann die Geldentwertung deutlich zunehmen, wenn die Banken das von der Notenbank zur Verfügung gestellte Geld nicht mehr bei der EZB parken, sondern es in den Wirtschaftskreislauf geben. In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass die Inflation zeitweise nach oben schießt zunimmt – zumindest dann, wenn die EZB keine Gegenmaßnahmen ergreift und etwa die Mindestreserve erhöht, die die Banken bei der Zentralbank vorhalten müssen.

Unter zwei Prozent beim Tagesgeld zahlen Sparer drauf

Fazit: Sparer sollten bei ihrer eisernen Reserve in Höhe von drei bis sechs Netto-Monatseinnahmen darauf achten, dass die Verzinsung den aktuellen Verlust an Kaufkraft zumindest ausgleicht. Das setzt beim Tages- oder Termingeld (drei Monate) einen Zins von über zwei Prozent voraus – die besten Anbieter zahlen derzeit bis zu 2,60 Prozent. Wer darüber hinausgehendes Vermögen für ein Jahr anlegen will, sollte sich soweit wie möglich der Drei-Prozent-Marke annähern, um bei einem abrupten Anstieg der Inflation einen Sicherheitspuffer zu haben.

Auto: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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