Drama um Girokonto-Vergleich Aus Schaden wird man klug? Nicht im Bundesfinanzministerium.
–– Schafft es Deutschland doch noch, irgendwann einen zertifizierten Girokontovergleich ins Netz zu stellen? In Berlin will man das offenbar weiter glauben – und nimmt Kurs auf ein weiteres Desaster.
Wir schreiben das Jahr 2014. Das EU-Parlament hat gerade die sogenannte Zahlungskonten-Richtlinie auf den Weg gebracht. Danach sollen unabhängige Vergleichswebseiten mehr Transparenz bei den Konditionen für Verbraucher-Girokonten schaffen. Wie genau, regeln die Länder – zu gegebener Zeit.
In Deutschland ließ man sich mit der Umsetzung der Richtlinie erst einmal Zeit. Das Zahlungskontengesetz (ZKG) trat stolze zwei Jahre später in Kraft. Weitere vier Jahre vergingen, bis die Prüfstelle neuer Konformitätsbewertungsprogramme installiert war. Und selbst damit hatte der Staat nichts zu tun: Denn statt sich selbst die Hände schmutzig zu machen, hatte man in Berlin beschlossen, lieber die Dienste eines privaten Unternehmens zertifizieren zu lassen.
Das funktionierte nur so mittel gut.
Geld und guter Wille sind nicht genug
Bezeichnend war bereits, dass allein der Branchenriese Check24 Interesse an dem komplexen (und extrem teuren) Verfahren zeigte. Noch bezeichnender ist das Ergebnis seiner Bemühungen. Nach gerade einmal fünf Monaten ging der Vergleich wieder vom Netz. Wegen einer Klage der Verbraucherzentrale sei das rechtliche Risiko zu hoch, hieß es offiziell.
Nun arbeitet die Bundesregierung nach eigenem Bekunden „mit Hochdruck daran, eine neuen Vergleichswebseite nach den Vorgaben des ZKG auf den Weg zu bringen“. Teil dieser Prüfung ist auch „eine Evaluierung des bisherigen Zertifizierungsmodells“. Und weil es im eigenen Haus offenbar noch immer an Kapazitäten (oder der Expertise) fehlt, eine solche Evaluierung durchzuführen, wandte sich zuletzt ein promovierter Mitarbeiter der Abteilung VII des BMF mit einem umfangreichen Fragenkatalog an die FMH-Finanzberatung.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….
Manche Fragen muten fast schon rührend an. Hat man im BMF tatsächlich noch nicht verstanden, warum nur ein einziger Anbieter seine Vergleichswebseite hat zertifizieren lassen? Der Zertifizierungsprozess ist ein bürokratisches Monstrum, mit dem sich zwar prima Geld verbrennen, aber keines verdienen lässt.
Gerade deshalb ist es auch so pikant, dass ausgerechnet die Verbraucherzentrale den einzigen wagemutigen Vergleichsanbieter verklagt hat. Hofft man dort am Ende, bald selbst einen Vergleich fürs BMF basteln zur dürfen – finanziert von Staatsgeldern versteht sich, weil man ja gemeinnützig und nicht gewinnorientiert arbeitet?
Technisch ist eine solche Datenbank kein Hexenwerk. Im Wesentlichen geht es darum, die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen der Kreditinstitute zusammenzutragen und in eine eigene Datenbank zu übertragen. Mühsam ist dieser Weg aber dennoch – und zwar, weil der Gesetzgeber die Banken lediglich verpflichtet, ihre Entgeltinformationen im Netz bereitzustellen. Da es ihnen aber erlaubt bleibt, diese Informationen ständig anders zu verschlüsseln, wird die Erstellung von Vergleichen zu einer aufwendigen und kostspieligen Fleißarbeit.
Kein Interesse an Alternativen?
Die FMH-Finanzberatung hat sich diese Mühe gemacht und bietet bereits seit mehreren Jahren einen Vergleich mit 3.500 Konten von 1.250 Banken an. Dafür hat sie zwar keinen siebenstelligen Betrag ausgegeben wie Check24. Mit einem Investment von 234.000 Euro aber haben wir nachweislich sichergestellt, dass wir den Markt transparent und unabhängig abbilden. Das wissen auch die Verantwortlichen der Abteilung VII im Bundesfinanzministerium, denen wir sowohl im Januar als auch im Mai eine Kooperation angeboten haben.
Doch einfache Lösung sind in der Politik offenbar nicht gefragt. Stattdessen ließ man uns wissen:
„Sollte sich die Bundesregierung für die Beauftragung eines privaten Anbieters mit dem Betrieb einer Vergleichswebsite entscheiden, müsste die Auftragsvergabe ausschließlich im Wege einer europaweiten Ausschreibung erfolgen. An diesem Ausschreibungsverfahren könnten Sie, soweit Sie die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen, teilnehmen.“
Dass es Deutschland irgendwann schafft, einen zertifizierten Girokontovergleich ins Netz zu stellen, muss man nach dieser Antwort ernsthaft bezweifeln.