EZB erhöht Leitzins / Tagesgeld
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Frankfurt 28.07.2023 –– Am 27. Juli 2023 wurde der Leitzins der EZB auf 4,25 Prozent und der Anlagenzins auf 3,75 Prozent erhöht. Dennoch halten viele Banken gegenüber ihren Kunden an der Null-Zins-Politik fest. Andererseits steigt auch die Zahl attraktiver Angebote für Neukunden, mit denen freigebigere Banken die Kunden regionaler Wettbewerber abwerben wollen. Das können Sparer sich zunutze machen.

Auch wenn man ein bisschen suchen muss: Wer den FMH-Tagesgeldvergleich nutzt, stellt schnell fest, dass es durchaus Anbieter gibt, bei denen sich mit Tagesgeld wieder eine Rendite erzielen lässt, die diesen Namen verdient. Nach der endlos scheinenden Phase der Niedrig- und Negativzinsen sind Sparer aber offenbar bescheiden geworden. Und so muss die Frage erlaubt sein, ob das Gewähren von 0,5 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld in der heutigen Zeit wirklich eine Leistung darstellt, die man besonders hervorheben sollte.

Tagesgeldzinsen: Wenig ist besser als nichts

Zugegeben. Dieser Zins liegt immer noch über dem der aktuellen Bundesbankstatistik vom Juli 2023. Danach gab es im Mai 2023 für täglich fällige Geldanlagen (überwiegend Tagesgeld und Guthaben auf Girokonto) im Mittel nur 0,3 Prozent Zinsen. Damit ist die Rendite für die 1.792.904.000.000 Euro (rund 1,8 Billionen Euro), die die Deutschen derzeit auf ihren Giro- und Tagesgeldkonten liegen haben, nach wie vor dramatisch niedrig.

Für die Banken hingegen rechnet sich die Kombination aus Leitzinserhöhungen auf der einen und Mickerzinsen für die Kunden auf der anderen Seite: Wenn man unterstellt, dass die Institute das Geld der Anleger zu 3,75 Prozent (Stand: Ende Juli 23) bei der EZB parken können, erzielen sie damit 5,15 Mrd. Euro an Mehreinnahmen (3,75 minus 0,3 ergibt 3,45 Prozent). Pro Monat, wohlgemerkt.

Teilt man diese Summe durch die Anzahl der Banken in Deutschland (1.450), dann ergibt dies – für jede einzelne Bank – im Mittel monatliche Zinsdifferenzeinnahmen von 3,5 Mio. Euro oder 118.500 Euro pro Tag.

Und die Bilanz zugunsten der Banken könnte in Zukunft noch besser ausfallen – nämlich dann, wenn die EZB die Leitzinsen weiter anhebt. Damit ergibt sich ein schöner Ausgleich für die – zugegeben – unerfreuliche Entwicklung im Bereich der Baufinanzierung mit ihren sicheren Margen. Hier müssen die Geldhäuser derzeit einen Rückgang der Abschlüsse um 50 Prozent verkraften.

Mehr Egoismus wagen

Nun ist es natürlich jedem Bankkunden selbst überlassen, wie er mit dieser Information umgeht. Er oder sie kann sich weiter an der Bankenrettung beteiligen – oder sich um die eigenen Belange kümmern und sein Erspartes bei einem Anbieter parken, der mehr bezahlt. Aktuell sind bis zu 3,7 Prozent im Tagesgeldvergleich der FMH zu haben.

Je nachdem, welche Summe ein Sparer anlegen will, lohnt sich allerdings, neben den Zinsen auch ein Blick auf die Einlagensicherung und etwaige Sonderaktionen zu werfen, denn diese gelten sehr oft nur für eine begrenzte Summe und einen begrenzten Anlagezeitraum. Nach dessen Ablauf wird der Tagesgeld-Neukundenzins zum (niedrigeren) Bestandskundenzins.

  • Wer, wie die meisten Anleger „nur“ bis zu 50.000 Euro auf die hohe Kante legen will, kann die lukrativen Neukundenangebote der Banken nutzen, die hier eine Begrenzung vorgesehen haben.
  • Kunden, die bis 100.000 Euro anlegen wollen, können bedenkenlos eine Bank wählen, die die europäische Einlagensicherung bietet.
  • Sicherheitsbewusste Anleger mit größeren Guthaben hingegen fahren mit der erweiterten deutschen Einlagensicherung am besten, auch wenn sie dadurch oft gewisse Einschnitte beim Ertrag hinnehmen müssen.

Tagesgeld: Fast 100 Euro mehr pro Monat

Welchen Effekt die Wahl des richtigen Anbieters hat, zeigt sich bereits am durchschnittlichen FMH-Tagesgeld-Nutzer mit 35.000 Euro Anlagebetrag. Legt er dieses Geld statt zu 0,3 Prozent (Bundesbank-Mittelwert) beim TOP-Angebot mit 3,7 Prozent an, hat er pro Monat 99,17 Euro mehr auf dem Konto und kann darüber jederzeit verfügen.

Auch wer sich für den durchschnittlichen Neukunden- oder Tagesgeld-Zins in der FMH-Datenbank entscheidet, profitiert noch immer: Ersterer liegt Mitte Juli bei 2,88 Prozent, letzterer bei 1,29 Prozent. Verglichen mit dem 0,3-prozentigen Zinssatz würde das mittlere Neukundenangebot unserem Durschnittsparer immerhin noch Mehreinnahmen von 46,37 Euro pro Monat bescheren. Und verglichen mit 1,29 Prozent Zinsgutschrift, wären dies immer noch 28,88 Euro monatlich mehr auf dem Konto.

Auch beim Girokonto ist oft mehr drin

Zu den Angeboten der täglich fälligen Geldanlagen (Sichteinlagen) zählen auch die Guthaben auf dem Girokonto. Lange Zeit sah es danach aus, als wäre die Zeit der kostenfreien Angebote in diesem Bereich vorbei. Das könnte sich nun aber wieder ändern, da die Banken dank der Zinswende mit Guthaben wieder Geld verdienen – schon bei einem durchschnittlichen Guthaben von 3.200 Euro ist eine Zinsgutschritt der EZB von zehn Euro pro Monat möglich. Da es kaum Girokonten gibt, die derzeit mehr als diesen Betrag pro Monat kosten, dürfte das gebührenfreie Girokonto schon bald eine Renaissance erleben.

Wer wissen will, welche Girokonten jetzt schon ohne Kontogebühren möglich sind, kann dafür den FMH-Girovergleich nutzen.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
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