Sternenhimmel und Mann mit Teleskop
Vorausschau Zinsen 2024 © Allexxandar / Shutterstock

Frankfurt 04.12.2023 –– Die Zinsprognosen von Max Herbst sind bei Laien und Experten gleichermaßen begehrt. Im vergangenen Jahr legte der FMH-Gründer fast eine Punktlandung hin. Doch was sind seine Vorhersagen für die ersten sechs Monate 2024?

Wer sich, wie ich, seit Jahren mit Zinsen beschäftigt, kann es irgendwann kaum vermeiden, dass ihn Fragen erreichen, wohin die Reise in Zukunft gehen wird. In diesem Jahr allerdings möchte ich wissbegierigen Kunden und Journalisten zuvorkommen und meine Überlegungen zu möglichen Zinsentwicklungen mit Ihnen teilen.

Dabei muss auch ein bisschen Eigenlob erlaubt sein: Denn die Entwicklungen, die ich 2022 für die Zeit bis Ostern 2023 vorhergesagt habe , sind (mit kleinen Abweichungen) auch eingetreten:


Rückblick: Prognose 2022 und Wirklichkeit bis April 2023


Rückblick: Prognose 2022 und Wirklichkeit bis April 2023
PrognoseStand 04/23
Tagesgeld gesamt Mittelwertmehr als 1%1,06%
Tagesgeld Neukunden2,50%3,0% (ING + Advanzia)
Festgeld 12 Monate Mittelwert2,25%1,96%
Festgeld 12 Monate Spitzenwert2,75%2,75% dt. Einlagensicherheit
Ratenkredite 36 bzw. 60 Monate Mittelwert6,5 bis 6,75%6,72 bzw. 6,69%


Natürlich würde ich mit meiner diesjährigen Zinsprognose gerne wieder eine Punktlandung vollziehen. Allerdings ist das Marktumfeld für Anlage- und Kreditzinsen im neuen Jahr noch komplexer als 2023. Alles hängt davon ab, ob es (weiter) gelingt, die Inflation im Zaum zu halten, ohne das Wirtschaftswachstum abzuwürgen. Zudem haben auch die weltweiten Krisengebiete und die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe erhebliche Auswirkungen auf die Zinsentwicklung.

Mit dem Wissen von heute lassen sich für Tagesgeld und Festgeld, aber auch für Raten- und Hypothekenkredite jedoch schon einige Trends vorhersagen.


Zinsentwicklung 2024 beim Tagesgeld

Auch wenn die Erzeugerpreise derzeit etwas fallen, glaube ich nicht, dass wir auf absehbare Zeit wieder eine Kerninflationsrate von weit unter drei Prozent sehen werden. Das liegt auch daran, dass die fehlende Kaufkraft weiterhin mit Lohnerhöhungen ausgeglichen werden muss – die sich dann ihrerseits auf die Preise auswirken.

Ebenso glaube ich nicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die angekündigte Pause bei den Leitzinserhöhungen bis Mitte 2024 ausdehnt oder vielleicht schon sogar vorher mit Leitzinssenkungen arbeiten wird.

Steigen, wie nicht ausgeschlossen werden kann, die EZB-Einlagenzinsen doch noch, dann steigen auch die Tagesgeldzinsen für Neukunden und im Schlepptau die Zinsen für Bestandskunden. Damit würde der Kundenschwund zu den Aktionszinsen der Konkurrenz begrenzt.

Ich gehe deshalb davon aus, dass Neukunden bis Mitte 2024 nur noch auf einen TOP-Zins von 4,25 Prozent fürs Tagesgeld kommen werden. Die Zinsen für Bestandskunden werden sich im Durchschnitt von aktuell 0,85 Prozent auf etwa 1,25 Prozent erhöhen (Mittelwert aus über 650 Banken und Sparkassen). Diese Zinsangabe bezieht sich nicht auf den Stichtag 30.06.2024, sondern es geht bei diesen Angaben um den Zeitraum bis Mitte 2024. Es könnte gut sein, dass wir in einigen Monaten auch in den Zinssenkungsmodus übergehen, aber dann in keinem Fall unter drei Prozent.

Zum Vergleich: Der FMH-Index für Neu- und Bestandskunden liegt Anfang November 2023 bei zwei Prozent – dieser Mischzins wird aus Einfachheitsgründen gewählt und nicht Neu- und Bestandskunden separat ausgewiesen. Weitere Informationen finden Sie in unsere FMH-Studie zum Tagesgeld für Neukunden in den letzten 1,5 Jahren oder im aktuellen Tagesgeld Vergleich.


Kurz gesagt gehe ich für den Zeitraum bis Mitte 2024 von folgenden Zinsen beim Tagesgeld aus:

  • für Neukundenangebote in der Spitze: 4,25 Prozent,
  • für Bestandskunden im Durchschnitt: 1,25 Prozent (Mittelwert von über 650 Banken),
  • FMH-Index (Mischzins) 2,50 Prozent.


Tagesgeld Mittelwerte aus der FMH-Datenbank: Neu und Bestandskunden
© FMH Finanzberzatung / FMH-Finanzberatung


Zinsentwicklung 2024 beim Festgeld

Beim Festgeld sieht die Entwicklung ähnlich aus. Die Auswirkungen für Kunden variieren, je nach Laufzeit.

Mitte November 2023 entscheiden sich immer noch die meisten Sparer für den knapp bemessenen Zeitraum von einem Jahr. Der Mittelwert des FMH-Index liegt bei 3,16 Prozent und die Zinsen reichen von 0,10 bis 4,20 Prozent (ohne Vermittlerangebote). Aber ein Wandel im Anlageverhalten zeichnet sich seit einigen Monaten ab. Die Kunden gehen mehr in langfristige Festgeldangebote, was die Banken mit weniger Zinsen vergüten.

Überraschenderweise bekommen Sparer bei eine Anlagezeit von fünf Jahren, laut FMH-Index Mitte November 2023, nur 3,02 Prozent. Eigentlich wären bei längerer Anlageszeit höhere Zinsen zu erwarten. Dem ist aber nicht so, weil sich eine sogenannte inverse Zinsstruktur ausbildet – lange Anlagezeiten werden schlechter verzinst als kurze.

Der Grund dafür könnte sein, dass der Markt mittelfristig mit fallenden EZB-Leit- und Festgeldzinsen rechnet und daher anfängt, längerfristig anzulegen. Wenn der Banker nicht so viele langfristige Festgelder braucht, zahlt er weniger Zinsen.

Dieser Trend wird sich in den nächsten Monaten fortsetzen. Seit Mitte Oktober beginnen die ersten Banken auch ihre kurzfristigen Zinsen leicht zu senken, weil der Trend, vom Tagesgeld ins Festgeld zu wechseln, zu nimmt.


Kurz gesagt gehe ich für den Zeitraum bis Mitte 2024 von folgenden Zinsen beim Festgeld aus:

  • Festgeld für zwölf Monate: 3,50 Prozent (weitere EZB-Leitzinserhöhungen)
  • Festgeld für fünf Jahre: 3,25 Prozent (leicht steigend zu Nov.23)
  • Festgeld für zehn Jahre: 3,05 Prozent (fast gleichbleibend zu Nov.23)

Festgeldangebote sind daher attraktiv und sinnvoll. Damit sichert man sich über einige Jahre hohe, sichere Zinsen, die man vielleicht so schnell nicht wiederbekommen wird. Die Attraktivität unterstellt, dass die EZB es schafft, die Inflation unter drei Prozent zu drücken. Dann nämlich kann man bereits bei einer Verzinsung von 3,25 Prozent von einer rentablen Geldanlage sprechen.


Entwicklung der Festgeldzinsen seit 2022


Entwicklung der Festgeldzinsen seit 2022
© FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Die Inflation war seit 2022 immer höher als der Festgeldzins. Die Realverzinsung – Zinssatz minus Inflation – war immer negativ. Die Inflation muss um einiges fallen, damit sich wieder eine positive Realverzinsung ergibt, denn die Festgeldzinsen werden nicht mehr gewaltig steigen. Hier sehen Sie direkt den aktuellen Festgeld Vergleich.


Verlauf der Festgeldzinsen für 5 Jahre und der Verlauf der Inflation seit Januar 2022

Verlauf der Festgeldzinsen für 5 Jahre und der Verlauf der Inflation seit Januar 2022
© FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Zinsentwicklung 2024 bei Ratenkrediten

Die Refinanzierung der Ratenkredite erfolgt überwiegend aus Festgeld- und Tagesgeldanlagen. Wenn also beide Anlagenzinsen noch leicht steigen, werden auch die Zinsen der Konsumentenkredite noch einmal anziehen.

Meiner Prognose habe ich zudem die Aussagen der Wirtschaftsweisen zugrunde gelegt, nach denen die deutsche Wirtschaftsleistung in 2024 wieder leicht steigen dürfte und keine größeren Risikorückstellung der Banken für mögliche Kreditausfälle notwendig sind.

Der FMH-Index für Ratenkredite liegt Mitte Nov.2023 bei 7,45 Prozent (36. Monate) und 7,25 Prozent (60 Monate). Auch hier sieht man, dass die kurze Laufzeit, etwas teuerer ist als die längere Laufzeit, so ähnlich wie bei den Festgeldern. Dieser dürfte auch im ersten Halbjahr 2024 so bleiben.


Folgende Entwicklung erwarte ich bei den Ratenkreditzinsen bis Mitte 2024:

  • Laufzeit 36 Monate: Diese kurze Kreditlaufzeit sehe ich bei 8,5 Prozent
  • Laufzeit 60 Monate: Der Mittelwert könnte von 7,25 auf etwas über acht Prozent ansteigen.

Hier sehen Sie direkt den aktuellen Ratenkredit Vergleich.


Zinsentwicklung Ratenkredite seit 2015: 36 und 60 Monate
Verlauf der Rendite der Bundesanleihe und dem Effektivzins der Bauzinsen 10 Jahre fest © FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Zinsentwicklung 2024 bei Baukrediten

Ob und zu welchen Konditionen sie eine Baufinanzierung abschließen können, ist gerade für Familien nach wie vor eine Schicksalsfrage. Doch auch wenn Immobilienpreise vielerorts etwas sinken, dürfte es auf absehbare Zeit nicht einfacher werden, einen bezahlbaren Kredit für ein Haus oder eine Wohnung zu bekommen.

Zwar haben sich die Kredite nicht ganz so dramatisch verteuert, wie ich es Mitte 2023 befürchtet habe. Damals habe ich in einem Interview geäußert, dass wir Ende 2023 bei einem Baukredit mit zehn Jahren Laufzeit schon wieder Effektivzinsen von fünf Prozent sehen könnten. Dies würde ich heute, kurz vor Jahresende nicht mehr aufrecht halten.

Fakt ist jedoch, dass etwa ein Drittel der Institute in Deutschland tatsächlich schon mehr als fünf Prozent verlangen, allerdings erst bei einer Beleihung von 90 Prozent und mehr.


Wie werden sich die Bauzinsen bis Mitte 2024 entwickeln?

Die Bauzinsen sind hauptsächlich abhängig von der Rendite der deutschen Bundesanleihe. Steigt sie, ziehen auch die Renditen der Pfandbriefe und am Ende auch die Bauzinsen an.

Weltweite Krisen und wirtschaftliche Probleme in Europa sind grundsätzlich gute Zeiten für die Bundesanleihe – aber auch niedrige Inflationszahlen. Deutschland zählt zu den sichersten Gläubigern weltweit und wenn man Sicherheit für sein Geld haben will, legt man seine Millionen beim deutschen Staat an. Doch was bedeutet das konkret für die Bauzinsen?


Verlauf der Rendite der Bundesanleihe und dem Effektivzins der Bauzinsen 10 Jahre fest

Verlauf der Rendite der Bundesanleihe und dem Effektivzins der Bauzinsen 10 Jahre fest
© FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Getragen von der Hoffnung, dass es 2024 nicht zu einem militärischen Konflikt zwischen China und Taiwan kommen wird und die beiden anderen Kriege sich nicht ausweiten werden, erwarte ich, dass sich die Entwicklung der Bundesanleihe eher am Verlauf der Inflation orientiert.


Folgende Entwicklung halte ich bei den Baugeldzinsen bis Mitte 2024 für möglich:

  • Baugeld zehn Jahre fest: 4,50 Prozent (Stand: Ende Nov.2023 = 3,90 Prozent)
  • Baugeld 20 Jahre fest: 4,75 Prozent (Stand: Ende Nov. 2023 = 4,30 Prozent)

Dass die Baugeldzinsen wieder auf drei Prozent oder weniger sinken, erwarte ich in nächster Zeit nicht. Allerdings sehe ich auch keine wirkliche Absenkung der Inflationsrate, was zu keiner positiven Realverzinsung (Rendite bei den Anlagezinsen minus Inflationsrate) führen wird. Eine wirkliche Zinswende steht daher nach wie vor aus – ist aber bis Mitte 2024 nicht ausgeschlossen. Hier sehen Sie direkt den aktuellen Hypotheken Vergleich.


2024 im Blick: Schlüsseltrends bei den Zinsen


FMH-Zinsstand 11/2023 und FMH-Prognose bis Juni 2024
Stand 11/2023FMH-Prognose bis 06/24
Tagesgeld gesamt; Mittelwert2,05%2,50%
Tagesgeld Neukunden; Spitzenzins4,02%4,25%
Tagesgeld Bestandskunden (650 Banken)0,85%1,25%
Festgeld 12 Monate; Mittelwert3,16%3,50%
Festgeld 5 Jahre; Mittelwert2,99%3,25%
Festgeld 10 Jahre; Mittelwert2,91%3,05%
Festgeld 12 Mon.; Spitzenwert (ohne Verm.)4,25%4,55%
Festgeld 10 Jahre; Spitzenwert (ohne Verm.)4,50%4,75%
Ratenkredite 36 Monate; Mittelwert7,45%8,50%
Ratenkredite 60 Monate; Mittelwert7,25%über 8,0%
Baugeld 10 Jahre fest; Mittelwert3,90%4,50%
Baugeld 20 Jahre fest; Mittelwert4,30%4,75%

Stand: 30.11.2023


Alles in allem dürften wir im ersten Halbjahr des neuen Jahres leicht steigende Zinsen auf breiter Front erleben – und zwar vom Tagesgeld übers Festgeld bis hin zu Ratenkrediten und Baufinanzierungen. Zinsrückgänge erwarte ich frühestens im 2.Quartal bzw. erst in der zweiten Jahreshälfte, und auch da eher im Anlagebereich als bei Baufinanzierungen.

Abschließend hoffe ich, dass Ihnen der Artikel “Zinsentwicklung / Zinsprognose 2024″ einen detaillierten Überblick über die zu erwartenden Trends für das erste Halbjahr 2024 bietet. Die Zinsprognosen basieren auf fundierten Analysen und historischen Daten. Trotz der Zinssteigerungen erwarte ich jedoch keine signifikante positive Realverzinsung, da die Inflationsrate weiterhin über 2,5 Prozent bleiben dürfte. Bitte bedenken Sie, es sind nur Zinsprognosen und keine Vorhersagen.

Wenn Sie meine Zinsprognosen im Sommer 2024 den tatsächlichen Zinsentwicklungen gegenüberstellen wollen, nutzen Sie dazu am besten die Zinsentwicklung auf der FMH-Seite.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
geschaeftskonten kreditkarten riester tagesgeld sparbuch ratenkredit festgeld forward giro immobilienkredit hypothek bausparen depotbank ansparplan zuwachssparen

Die besten Tagesgeld-Angebote für



Was derzeit gelesen wird

    FMH Artikel Archiv