Zinsentwicklung Prognose 2024: Diese Trends dürften das zweite Halbjahr 2024 prägen
FMH-Gründer fast eine Punktlandung hin.
–– Die Zinsprognosen von Max Herbst sind bei Laien und Experten gleichermaßen begehrt. Im vergangenen Jahr legte derWer sich, wie ich, seit Jahren mit Zinsen beschäftigt, kann es irgendwann kaum vermeiden, dass ihn Fragen erreichen, wohin die Reise in Zukunft gehen wird. Die letzte Prognose für das erste Halbjahr 2024 ging in die richtige Richtung, war aber keine Punktlandung Dafür waren die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu turbulent. Ich hatte zum Beispiel nicht erwartet, dass es gelingt, die bis vor Kurzem doch horrende Inflation in dem Umfang einzudämmen, wie dies nun geschehen ist. Auch die immer neuen Kehrtwendungen und Streitereien der Ampel hatte ich in diesem Ausmaß nicht erwartet.
FMH-Prognose für 06/24 | Stand 06/24 | |
Tagesgeld gesamt Mittelwert | 2,65% | 2,12% |
Tagesgeld Neukunden | 4,50% | 5,00% (OLB) |
Festgeld 12 Monate Mittelwert | 3,55% | 2,84% |
Festgeld 12 Monate Spitzenwert | 4,75% | 3,60% dt. Einlagensicherheit |
Ratenkredite 36 bzw. 60 Monate Mittelwert | 8,50 bzw. über 8,0% | 7,50 bzw. 7,32% |
Baugeld 10 J. fest Mittelwert | 4,75% | 3,67% |
Um die Entwicklung für den Rest des Jahres abschätzen zu können, bleibt die Entwicklung der Teuerungsrate aber ein wichtiger Faktor. Ich gehe zwar nach wie vor davon aus, dass wir bis zum Jahresende 2024 noch nicht bei den abgestrebten zwei Prozent sein werden, sondern allenfalls bei 2,5 Prozent. Das liegt auch daran, dass die fehlende Kaufkraft mit Lohnerhöhungen ausgeglichen wurde – die sich ihrerseits auf die Preise auswirken und die Wirtschaft belasten.
Andererseits scheint die Ampel nach dem Debakel bei der Europawahl nun doch bereit zu sein, neue Schulden aufzunehmen, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Auch das hat Auswirkungen auf die Inflation.
Ebenfalls relevant für die Zinsentwicklung ist es, dass Bundesbankchef Joachim Nagel unlängst angedeutet hat, die jüngste Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank werde nicht unbedingt in Serie gehen. Sicher sein kann sich dessen aber niemand.
Mit dem Wissen von heute und aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Monate lassen sich aber trotz der vielen Unbekannten durchaus Trends für Tagesgeld und Festgeld, aber auch für Raten- und Hypothekenkredite vorhersagen.
Zinsentwicklung 2024 beim Tagesgeld
Ich gehe davon aus, dass Neukunden bis Ende 2024 nur noch auf einen TOP-Zins von 4,00 Prozent im Einzelfall fürs Tagesgeld kommen werden. Die Zinsen für Bestandskunden werden sich im Durchschnitt von aktuell 0,93 Prozent auf etwa 0,75 Prozent senken (Mittelwert aus über 650 Banken und Sparkassen). Die TOP-Zinsen werden durch den Einlagenzins der EZB gesteuert. Die wenigsten Banken zahlen Kunden aber mehr fürs Tagesgeld, als das, was die EZB ihnen für eine tägliche Geldanlage vergütet. Und da Banken für ihre Milliarden an täglich verfügbaren Geldern künftig wieder weniger von der EZB bekommen, werden die Tageszinsen für die Kunden im Laufe der Zeit auch wieder fallen.
Es könnte allerdings sein, dass wir in einigen Monaten auch erneut in den Zinserhöhungsmodus übergehen, wenn die Inflation nicht in den Maß sinkt, wie von EZB und Politik gewollt.
Kurz gesagt, gehe ich für den Zeitraum bis Ende 2024 von folgenden Zinsen beim Tagesgeld aus:
- für Neukundenangebote in der Spitze: 4,00 Prozent,
- für Bestandskunden im Durchschnitt: 0,75 Prozent (Mittelwert von über 650 Banken),
- FMH-Index (Mischzins, Neu- und Bestandskunden von 136 Banken) 2,00 Prozent.
Zinsentwicklung: Prognose 2024 beim Festgeld
Beim Festgeld sieht die Entwicklung ähnlich aus. Die Auswirkungen für Kunden variieren, je nach Laufzeit.
Ende Juni 2024 entschieden sich immer noch die meisten Sparer für den knapp bemessenen Zeitraum von einem Jahr. Der Mittelwert des FMH-Index für diese Produkte liegt derzeit bei 2,83 Prozent, die Zinsspanne reicht von 0,10 bis 3,60 Prozent (ohne Vermittlerangebote).
Dennoch zeigt sich bereits ein Trend, wonach Kunden wieder mehr zu langfristigen Festgeldangeboten tendieren. Bei einer Festlegungszeit von fünf Jahren gibt es derzeit laut FMH-Index Ende Juni 2024 aber nur 2,50 Prozent. Das überrascht auf den ersten Blick, da Banken für die Planungssicherheit bei längere Anlagefristen normalerweise auch höhere Zinsen zahlen. Angesichts der unklaren Entwicklung bei den Zinsen bildet sich aber gerade eine inverse Zinsstruktur aus: Lange Anlagezeiten werden schlechter verzinst als kurze, weil sie für die Geldhäuser mit dem Risiko verbunden sind, dauerhaft höhere als die aktuellen Marktzinsen zahlen zu müssen – und weil wieder längere Festlegungszeiten gewählt werden.
Zinsen fürs Festgeld werden weiter sinken
Dieser Trend wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Durch die erste Leitzinssenkung seit Jahren beginnen die ersten Banken nun sogar, auch ihre kurzfristigen Zinsen leicht zu senken.
Kurz gesagt gehe ich für den Zeitraum bis Ende 2024 von folgenden durchschnittlichen Zinsen beim Festgeld aus:
- Festgeld für zwölf Monate: 2,50 Prozent (eine weitere EZB-Leitzinssenkung)
- Festgeld für fünf Jahre: 2,25 Prozent (leicht fallend zu Juni 2024)
- Festgeld für zehn Jahre: 2,25 Prozent (leicht fallend zu Juni 2024)
Fazit: Festgeldangebote sind daher nur so attraktiv und sinnvoll, wie die EZB es schafft, die Inflation unter zwei Prozent zu drücken – was nicht sehr leicht sein dürfte. Denn die Inflation war seit 2021 fast immer höher als der Festgeldzins. Die Realverzinsung – Zinssatz minus Inflation – war meistens negativ. Die Inflation sollte unter 2,50 Prozent bleiben, damit sich wieder eine positive Realverzinsung ergibt, denn die Festgeldzinsen werden nicht mehr gewaltig steigen.
Zinsentwicklung 2024 bei Ratenkrediten
Die Refinanzierung von Ratenkrediten bestreiten Banken überwiegend aus Festgeld- und Tagesgeldanlagen. Wenn also beide Anlagenzinsen stagnieren, werden sich auch die Zinsen der Konsumentenkredite im Wesentlichen seitwärts bewegen.
Der FMH-Index für Ratenkredite liegt Ende Juni 2024 bei 7,45 Prozent (36. Monate) und 7,30 Prozent (60 Monate). Auch hier sieht man, dass die kurze Laufzeit, etwas teuerer ist als die längere Laufzeit, so ähnlich wie bei den Festgeldern. Dieser dürfte auch im zweiten Halbjahr 2024 so bleiben.
Folgende Entwicklung erwarte ich bei den Ratenkreditzinsen bis Mitte 2024:
- Laufzeit 36 Monate: Diese kurze Kreditlaufzeit sehe ich bei 7,25 Prozent
- Laufzeit 60 Monate: Den Mittelwert könnte etwa sieben Prozent erreichen.
Zinsentwicklung 2024 bei Baukrediten
Ob und zu welchen Konditionen Kunden im zweiten Halbjahr eine Baufinanzierung abschließen können, ist gerade für Familien nach wie vor eine Schicksalsfrage. Doch auch wenn Immobilienpreise vielerorts etwas sinken, dürfte es auf absehbare Zeit nicht einfacher werden, einen bezahlbaren Kredit für ein Haus oder eine Wohnung zu bekommen.
Sehr viele Finanzierungskunden erhoffen sich von EZB-Leitzinsen auch sinkende Bauzinsen. Bisher jedoch vergebens. Allerdings fällt die Rendite der deutschen Bundesanleihe seit der Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich. Der Grund: Großinvestoren legen ihr Geld lieber im vergleichsweisen stabilen Deutschland an statt im Nachbarland – und begnügen sich mit Renditesätzen nahe der Inflationsrate. Das sind erst einmal gute Nachrichten für Immobilienkäufer.
Wie werden sich die Bauzinsen bis Ende 2024 entwickeln?
Denn die Bauzinsen sind hauptsächlich abhängig von der Rendite der deutschen Bundesanleihe. Steigt sie, ziehen auch die Renditen der Pfandbriefe und am Ende auch die Bauzinsen an.
Weltweite Krisen und wirtschaftliche Probleme in Europa sind also grundsätzlich gute Zeiten für die Bundesanleihe, da Deutschland immer noch zu den sichersten Gläubigern der Welt gehört. Problematisch ist jedoch, dass bei uns nach den Landtagswahlen in drei östlichen Bundesländern eine ähnliche Reaktion wie in Frankreich stattfinden könnte. Sollte, wie vielfach erwartet, die AfD massive Gewinne einfahren und keine stabilen Regierungen möglich sein, könnte das Vertrauen in den deutschen Staat schwinden – und die Rendite für die Bundesanleihe wieder nach oben treiben.
2024 im Blick: Schlüsseltrends bei den Zinsen
Stand 06/2024 | FMH-Prognose bis 12/24 | |
Tagesgeld gesamt Mittelwert | 2,12% | 2,00% |
Tagesgeld Neukunden Spitzenzins | 4,20% | 4,00% |
Tagesgeld Bestandskunden (650 Banken) | 0,92% | 0,75% |
Festgeld 12 Monate Mittelwert | 2,84% | 2,50% |
Festgeld 5 Jahre Mittelwert | 2,49% | 2,25% |
Festgeld 10 Jahre Mittelwert | 2,49% | 2,25% |
Festgeld 12 Mon. Spitzenwert (ohne Verm.) | 3,60% | 3,50% |
Festgeld 10 Jahre Spitzenwert (ohne Verm.) | 3,15% | 3,00% |
Ratenkredite 36 Monate Mittelwert | 7,50% | 7,45% |
Ratenkredite 60 Monate Mittelwert | 7,32% | 7,30% |
Baugeld 10 J. fest Mittelwert | 3,67% | 3,75% |
Baugeld 20 J. fest Mittelwert | 4,01% | 4,25% |
Stand: 30.06.2024 |
Alles in allem dürften wir im zweiten Halbjahr 2024 stagnierende Zinsen auf breiter Front erleben –vom Tagesgeld übers Festgeld bis hin zu Ratenkrediten und Baufinanzierungen. Trotz der Zinsveränderungen erwarte ich nach wie vor keine signifikante positive Realverzinsung, da die Inflationsrate erst einmal über zwei Prozent bleiben dürfte.
Wenn Sie die FMH- Zinsprognosen im Laufe des Jahres den tatsächlichen Zinsentwicklungen gegenüberstellen wollen, nutzen Sie dazu am besten die Zinsentwicklung auf der FMH-Seite.
Rückblick – Prognose für das erste Halbjahr 2024
Stand 11/2023 | FMH-Prognose bis 06/24 | |
Tagesgeld gesamt; Mittelwert | 2,05% | 2,50% |
Tagesgeld Neukunden; Spitzenzins | 4,02% | 4,25% |
Tagesgeld Bestandskunden (650 Banken) | 0,85% | 1,25% |
Festgeld 12 Monate; Mittelwert | 3,16% | 3,50% |
Festgeld 5 Jahre; Mittelwert | 2,99% | 3,25% |
Festgeld 10 Jahre; Mittelwert | 2,91% | 3,05% |
Festgeld 12 Mon.; Spitzenwert (ohne Verm.) | 4,25% | 4,55% |
Festgeld 10 Jahre; Spitzenwert (ohne Verm.) | 4,50% | 4,75% |
Ratenkredite 36 Monate; Mittelwert | 7,45% | 8,50% |
Ratenkredite 60 Monate; Mittelwert | 7,25% | über 8,0% |
Baugeld 10 Jahre fest; Mittelwert | 3,90% | 4,50% |
Baugeld 20 Jahre fest; Mittelwert | 4,30% | 4,75% |
Stand: 30.11.2023 |
Alles in allem dürften wir im ersten Halbjahr des neuen Jahres leicht steigende Zinsen auf breiter Front erleben – und zwar vom Tagesgeld übers Festgeld bis hin zu Ratenkrediten und Baufinanzierungen. Zinsrückgänge erwarte ich frühestens im 2.Quartal bzw. erst in der zweiten Jahreshälfte, und auch da eher im Anlagebereich als bei Baufinanzierungen.
Abschließend hoffe ich, dass Ihnen der Artikel “Zinsentwicklung / Zinsprognose 2024″ einen detaillierten Überblick über die zu erwartenden Trends für das erste Halbjahr 2024 bietet. Die Zinsprognosen basieren auf fundierten Analysen und historischen Daten. Trotz der Zinssteigerungen erwarte ich jedoch keine signifikante positive Realverzinsung, da die Inflationsrate weiterhin über 2,5 Prozent bleiben dürfte. Bitte bedenken Sie, es sind nur Zinsprognosen und keine Vorhersagen.
Wenn Sie meine Zinsprognosen im Sommer 2024 den tatsächlichen Zinsentwicklungen gegenüberstellen wollen, nutzen Sie dazu am besten die Zinsentwicklung auf der FMH-Seite.