Zuwachssparen: Zinsen, Rendite, Risiken und Vergleich

Was taugen Stufenzinsen – auch bekannt als Zuwachssparverträge? Der große FMH-Ratgeber mit kritischer Analyse, realen Renditen und ehrlicher Einordnung.
Das Wichtigste in Kürze
Zuwachssparverträge sehen vor, dass der Kunde einen gewissen Betrag für mehrere Jahre fest anlegt. Der Zinssatz steigt jedes Jahr in festen Schritten. Das Produkt ist sehr sicher, hat aber auch gravierende Nachteile.:
- Überschaubare Rendite: Zuwachssparer erhalten auf meist zwischen 1,2 und 2,0 Prozent pro Jahr. Damit liegen die Zinsen deutlich unter denen attraktiver Tages- und Festgeldangebote und schaffen nicht einmal einen Inflationsausgleich.
- Verwirrende Nomenklatur: Stufenzins und Rendite sind nicht dasselbe: Auch wenn der Endzins oft sehr attraktiv klingt, bleiben die Erträge beim Zuwachssparen doch eher überschaubar,
- Starre Strukturen: Die vorzeitige Kündigung eines Zuwachssparvertrags führt fast immer zu massiven Zinsverlusten
- Überschaubare Zielgruppe: Überlegenswert sind Zuwachssparverträge allenfalls für Anleger, die absolute Planbarkeit suchen und die Laufzeit konsequent durchhalten
Für jeden das passende Zuwachssparen
- Für alle, die langfristig planen möchten: Beim Zuwachssparen der BKM Bausparkasse profitieren Sie von Laufzeiten bis zu 6 Jahren, durchschnittlich 1,62 % p.a. Zinsen und einem Kündigungsrecht nach dem ersten Jahr. Die Anlage ist ab 5.000 € möglich – gebührenfrei und transparent.
- Für Sparer, die solide Erträge suchen: Das Zuwachssparen der PSD Bank München eG überzeugt mit 1,65 % p.a. im Durchschnitt, Laufzeiten bis zu 4 Jahren und einer Mindestanlage von 1.500 € – einfach, sicher und planbar.
- Für renditeorientierte Anleger: Die GEFA BANK bietet beim Zuwachssparen die Auswahl zwischen einer Anlagezeit von 3 oder 6 Jahren bei einer Mindesteinlage von 10.000 €. Eine Kündigung ist bereits nach einem Jahr möglich.
Was ist Zuwachssparen?
Zuwachssparen wird häufig auch als Stufenzinssparen bezeichnet. Damit ist das System bereits recht gut beschrieben. Es geht um eine Sparform, bei der sich der Zinssatz auf die Einlagen Jahr für Jahr erhöht. Die Staffelung wird vertraglich festgelegt und bleibt über die gesamte Laufzeit unverändert. Üblich sind Verträge über vier bis sechs Jahre, die nach dem folgenden System aufgebaut sind: Im ersten Jahr sind die Zinsen noch niedrig, im zweiten und dritten Jahr erfolgt ein moderater Anstieg und im letzten Jahr erreichen die Zinsen dann den höchsten Wert. Wenn es darum geht, Zuwachssparverträge zu verkaufen, präsentieren Banken daher naturgemäß vor allem die letzte Zinsstufe, weil sie am attraktivsten aussieht. Das allerdings ist nicht besonders kundenfreundlich. Denn für den Sparer ist am Ende eben nicht der letzte Zinsschritt relevant, sondern der Durchschnittszins über die gesamte Laufzeit.
Welche Zinsstaffeln gibt es beim Zuwachssparen?
Das Prinzip ist relativ einfach. Beim Zuwachssparen steigt der Zins nach Maßgabe einer festen Zinsstaffel, die von der Bank festgelegt wird. Diese Staffel gilt für die gesamte Laufzeit.
Ein Beispiel aus einem typischen Sparkassenangebot:
· Im ersten Jahr der Laufzeit beträgt der Zins 1, 0 Prozent.
· Im zweiten Jahr steig t er auf 1,5 Prozent,
· Im dritten auf 2,0 und
· Im vierten und letzten Jahr auf 2,2 Prozent.
Der Kunde erhält jedes Jahr den Zinssatz, der für die jeweilige Stufe vorgesehen ist. Sollte sich das allgemeine Zinsniveau in der Anlagezeit deutlich verändert haben, bleibt diese Entwicklung unberücksichtigt.
Während der Zins der letzten Staffel im letzten Jahr der Laufzeit zumindest einen Inflationsausgleich schafft, fällt die Rendite über die gesamte Laufzeit enttäuschend aus. Der Grund: Die niedrige Verzinsung der Anfangsjahre drückt den Gesamtertrag deutlich. Die Durchschnittsrendite über vier Jahre liegt gerade einmal bei 1,675 Prozent pro Jahr. Damit erhalten Kunden beim Zuwachssparen rund einen Prozentpunkt weniger als jene, die ein attraktives Festgeldangebot mit gleicher Laufzeit wählen.
Rendite bei vier Jahre Zuwachssparen im Vergleich zu einer ebenso langen Festgeld-Anlage
· Anlagebetrag: 10.000 Euro
· Laufzeit: vier Jahre
· Zuwachssparen-Staffel:
Jahr 1: 1,0 Prozent
Jahr 2: 1,5 Prozent
Jahr 3: 2,0 Prozent
Jahr 4: 2,2 Prozent
→ Durchschnittsrendite: 1,675 Prozent
· Zuwachssparen:
10.000 Euro ergeben 10.685 Euro nach vier Jahren
· Festgeldzins (vier Jahre): ca. 2,7–3,0 Prozent fix
→ Im Beispiel: 2,8 Prozent
· Festgeld (2,8 Prozent):
10.000 Euro ergeben 11.167,92 Euro nach vier Jahren
· Mehrertrag Festgeld plus 482,92 Euro gegenüber Zuwachssparen
Welche Renditen lassen sich mit Zuwachssparen erzielen?
Je nach Anbieter und Laufzeit liegen die realen Durchschnittsrenditen beim Zuwachssparen zwischen 1,2 und 2,0 Prozent pro Jahr. Damit liegt das Produkt in Sachen Ertrag zwischen Sparbuch und durchschnittlichen Festgeldangeboten. Mit den Top- Festgeldangebote kann Zuwachssparen schon nicht mehr mithalten – und erst recht nicht mit vielen attraktiven Neukunden-Tagesgeldaktionen.
Kunden, die auf der Suche nach einer sicheren Geldanlage sind, sollten daher sehr genau hinsehen, wenn ein Bankberater die vermeintlich üppigen Zinsen beim Zuwachssparen preist: Die gibt es nämlich erst im letzten Jahr – und auch nur dann, wenn der Sparer oder die Sparerin bis zum Ende der Laufzeit durchhält. Wer vorher aussteigt, verliert hingegen fast alle Zinserträge.
Zuwachssparen ist damit zwar ein grundsolides, aber kein renditestarkes Produkt. Seine Stärke liegt in der Planbarkeit, nicht in der Ertragskraft.
Sicherheit: Zuwachssparen schützt Ihr Geld – aber nicht Ihre Kaufkraft
Um Anleger im Fall einer Bankenpleite vor Verlusten zu schützen, schreibt das Gesetz eine Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Kunde und Bank vor. Davon profitieren auch Zuwachssparer.
Viele deutsche Banken sichern sogar noch höhere Summen ab. Damit geht das Risiko, das Zuwachssparer ihr Geld verlieren, gen Null.
Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Wer sich für die Anlageform des Zuwachssparens entscheidet, verliert am Ende des Tages oft trotzdem Geld. Denn auch wenn sich die Summen auf dem Konto erhöhen, kann die Kaufkraft trotzdem sinken. In Jahren mit Inflationsraten von drei oder vier Prozent verliert das Ersparte real an Wert.
Zuwachssparen bietet damit noch nicht einmal einen Inflationsschutz. Es sichert das Geld rechtlich, aber nicht wirtschaftlich.
Flexibilität: Kündigung sind möglich – wirtschaftlich aber ein Verlustgeschäft
Wer sich für einen Zuwachssparvertrag entscheidet, geht eine vergleichsweise lange Bindung ein und kann damit, während der Laufzeit, faktisch nicht auf den Anlagebetrag zugreifen. Grundsätzlich ist es zwar denkbar, einen Zuwachssparvertrag vorzeitig zu kündigen. Praktisch führt das fast immer zu erheblichen Zinsverlusten. Der Grund: Löst sich ein Kunde vor dem vereinbarten Zeitpunkt vom Vertrag, wenden die meisten Banken die vereinbarte Zinsstaffel nicht mehr an, sondern rechnen rückwirkend mit einem Basiszins von 0,01 bis 0,3 Prozent ab. Im Ergebnis bedeutet das, dass ein Vertrag, der eigentlich 600 oder 800 Euro Zinsen eingebracht hätte, plötzlich nur noch 30 oder 40 Euro abwirft. Das gilt selbst dann, wenn der Kunde erst in der zweiten Hälfte der Laufzeit kündigt.
Ein weiteres Problem ist die extrem lange Kündigungsfrist von bis zu 12 Monaten. Während dieser Zeit wird das Guthaben zwar noch verzinst, aber eben auch nur mit dem Basiszins. Außerdem haben die Kunden auch während der Kündigungsfrist noch keinen Zugriff auf ihr Geld.
Diese Kombination aus Kündigungsfrist und Zinsrückstufung macht die vorzeitige Kündigung ökonomisch unsinnig.
Was passiert, wenn ein Zuwachssparvertrag endet?
Am Ende der vereinbarten Laufzeit zahlen die Banken das Guthaben üblicherweise aus. Nach welchem System sie dabei verfahren, kann variieren.
Modell 1: Ausschüttende Variante (Standard)
Die angesparten Zinsen werden am Laufzeitende zusammen mit dem Guthaben auf das Referenzkonto überwiesen. Der Vertrag endet automatisch. Für die meisten Kunden ist dies die klarste und transparenteste Lösung.
Modell 2: Thesaurierende Variante
Hier werden die aufgelaufenen Zinsen nicht ausgezahlt, sondern dem Guthaben zugeschlagen und verzinst. Das erhöht den Effektivzins leicht durch einen kleinen Zinseszinseffekt.
Wichtig:
Bei einigen Banken endet der Vertrag auch in der thesaurierenden Variante automatisch. Andere Institute verlängern die Anlage hingegen automatisch, wenn der Kunde nicht rechtzeitig kündigt. In diesen Fällen wird das Guthaben zu den dann gültigen Konditionen weiterverzinst – die jedoch nicht zwingend den ursprünglichen Staffelzinsen entsprechen müssen.
Für wen eignet sich Zuwachssparen?
Das Zuwachssparen ist kein Produkt für Anleger, die flexibel bleiben oder hohe Renditen erzielen wollen. Eine Option ist es aber für sicherheitsorientierte Sparer, die eine feste Struktur bevorzugen und keine Überraschungen wünschen.
Während Tagesgeld flexibel ist und vom Marktumfeld abhängt und Festgeld mit einem festen Zinssatz arbeitet, kombiniert Zuwachssparen Elemente aus beiden Welten. Es bleibt vorhersagbar wie Festgeld, aber die Renditekurve steigt wie beim variablen Sparen, auch wenn der Zuwachs oft nur auf dem Papier entsteht.
Nicht geeignet ist das Zuwachssparen für Anleger, die liquide bleiben wollen oder müssen und eine Rendite erzielen wollen, die über dem aktuellen Marktdurchschnitt liegt. Auch wer flexibel auf Zinsentwicklungen reagieren möchte, findet mit Tagesgeld, Flexgeld oder Festgeld attraktivere Alternativen.
Zinssituation und Marktvergleich
Zuwachssparen ist ein Produkt, dass vor allem von den regional starken Sparkassen und Volksbanken vermarktet wird. Onlinebanken meiden es, weil Festgeld und Tagesgeld für sie interessanter sind. Im direkten Vergleich mit anderen Produkten schneiet Zuwachssparen denn auch eher schwach ab:
Tagesgeld bedeutet maximale Flexibilität und liefert häufig hohe Neukundenzinsen. Beides kann Zuwachssparen nicht leisten.
Festgeld ist genauso planbar wie Zuwachssparen, bietet aber meist die besseren Zinsen.
Flexgeld und Kündigungsgeld sind flexibel und in der Regel ebenfalls höher verzinst.
Damit positioniert sich Zuwachssparen am unteren Rand der sicheren Anlagen: sicherheitstechnisch stark, renditeseitig schwach.
Inflation: Wann verliert Zuwachssparen an Attraktivität?
Steigt die Inflation über zwei Prozent, verliert das Guthaben von Zuwachssparern real an Wert. Bei Inflationsraten von vier Prozent und Renditen um 1,6 Prozent entsteht ein Kaufkraftverlust von rund 2,4 Prozent pro Jahr. Für einige, besonders sicherheitsorientierte Anleger mag vielleicht noch hinnehmbar sein; für renditeorientierte Sparer ist es ein klares K.O.-Kriterium.
Vorzeitige Kündigung – das unterschätzte Risiko
Kündigt der Sparer vorzeitig, erhält er statt der vereinbarten Staffelzinse ausschließlich den Basiszins. Er liegt zwischen 0,01 bis 0,3 Prozent. Ein Vertrag über 20.000 Euro, der nach zwei Jahren eigentlich rund 800 Euro Zinsen erbracht hätte, wirf dann oft nur wenige Euro aus. Dieser Verlust entsteht nicht durch Gebühren, sondern durch die Neuberechnung mit dem Basiszins.
Die extrem langen Kündigungsfristen, die zum Teil zwölf Monate betragen, verstärken diesen Effekt. Für Sparer bedeutet das: Wer auch nur eine geringe Wahrscheinlichkeit sieht, dass er sein Geld vorzeitig benötigt, ist mit Zuwachssparen schlecht beraten.
Alternativen zum Zuwachssparen
· Festgeld bietet konstante Zinssätze und ist bei Laufzeiten bis zu vier Jahren häufig renditestärker als Zuwachssparen.
· Tagesgeld überzeugt durch maximale Flexibilität. Wer Neukundenaktionen nutzt, kann zudem oft deutlich höhere Zinsen erwirtschaften als Zuwachssparer.
· Flexgeld bzw. Kündigungsgeld ist variabel verzinst, renditestärker als Zuwachssparen aber weniger flexibel als Tagesgeld. Kunden, die vorzeitig an ihr Geld wollen, müssen daher eine Kündigung aussprechen und ggfls. Zinsabschläge hinnehmen.
· Kombigeldmodelle verbinden – je nach Bank – unterschiedliche Anlagemodelle (etwa Tagesgeld und Festgeld). Interessenten sollten die Offerten individuell prüfen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Zuwachssparen
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